WARNUNG: Das Folgende thematisiert physische und psychische Gewalt.
Mein erstes DIEVERPEILTE-Meeting. Ich erinnere mich noch ganz genau: Stress pur war das für mich. Ich weiß nicht, wie die anderen es erlebt haben, mich kennenzulernen. Vielleicht voll strange – vielleicht ist auch gar keinem aufgefallen, wie ich mich fühlte. Ganz ehrlich: Mich hat es so hart angestrengt, so viele Gesichter zeitgleich einordnen zu wollen und noch nicht zu können, weil ich neu war. Und weil ich Online-Meetings vor der Pandemie nicht brauchte. Doch jetzt war das anders: Ich wusste, ich wollte schreiben, um den ganzen Irrsinnscocktail meiner bisherigen Erlebnisse in literarische Häppchen zu verpacken und um meine Erfahrungen der Welt zum Frühstück, zum Mittagessen und zu allen Zwischenmahlzeiten zu servieren. Sozusagen als Teilhaber:innen. Voilà!
Dass man mir wahrscheinlich in besagtem ersten Meeting nicht die leiseste Gefühlsregung angesehen hat, würde mich nicht überraschen. Denn unter neuen Leuten in einem ungewohnten Umfeld habe ich einen Mechanismus, den ich anfangs so gar nicht ablegen kann. Marke: Felsbrocken. Keine Emotionen, keine Worte. Nichts. Mittlerweile fühle ich mich sehr wohl in diesem Team. Dazu brauchte ich allerdings etwas Zeit, um warm zu werden und dann zu Hochform auflaufen zu können. Denn wenn ich loyale Leute um mich weiß, hole ich mit denen zusammen die Sterne vom Himmel. Doch dahin muss ich erst mal kommen, wenn der erste Eindruck von mir eben „Felsbrocken” ist. Viele Menschen sind da vielleicht ungeduldig. Doch dieses Team war es nicht. Sie alle waren ehrlich. In manchen Momenten verletzlich. Und irgendwie echt. Ohne dass ich viel sagte. Wochenlang. Deshalb möchte ich jetzt etwas zurückgeben.
Dass ich S. traf, verdanke ich den sozialen Medien, die diese Welt so eng miteinander vernetzen wie nie zuvor. Mein erster Eindruck: Souverän. Attraktiv. Selbstbewusst. Offensichtlich – noch – nikotinabhängig. Zeitweise verpeilt und offen emotional, wenn sie etwas bewegt. Beschrieben mit einem Wort: Authentisch. Seit damals habe ich noch weitere Eindrücke von S. gesammelt. Damit gehört sie zu den eigensinnigsten, nervigsten, verständnisvollsten, unverständnisvollsten, egozentrischsten, empathischsten, trotzigsten, pleitesten, wildesten, ruhigsten, kränksten, liebenswertesten, geheiltesten, verrücktesten und nicht zuletzt selbstständigsten Personen, die ich kenne. Sie hört wahrscheinlich auch nie damit auf, neue Facetten ihrer Person zu erfinden. Deshalb ist die Liste der sie beschreibenden Attribute variabel verlängerbar.
Doch das war nicht immer so: Die – für mich – erste Version von S. war impulsiv und zeitweise echt unreflektiert. Aber ich habe das Gefühl, dass sich dies Stück für Stück verändert. Vielleicht kommt das daher, weil wir anfingen, uns zu vertrauen. Weil wir hart aneinander arbeiten und immer wieder den Mut fassen, unsere wahren Grenzen voreinander abzustecken. Manche Menschen tun dies – aus diversen Gründen – nicht einmal in ihrer eigenen Partnerschaft. Aus Angst, nicht gemocht zu werden und die andere Person dadurch zu verlieren. Doch die Wahrheit ist: Dieses Verhalten erschafft … eine Illusion. Wenn ein Mensch dich nur liebt, weil du für ihn:sie „funktionierst” und andernfalls einfach alles den Bach runtergeht, dann ist das Fundament bereits an der Basis porös.
Und mal von Beziehungen abgesehen: Wie viele Leute in mannigfaltigen Gesellschaften leben ihren Alltag, indem sie abwechselnd verschiedene Rollen verkörpern, die super anstrengend sind? Rollen, die zu den jeweiligen Settings passen, in denen sie Tag für Tag agieren müssen. Wie viele Personen davon erleiden durch diese hausgemachte Tretmühle psychosomatische Symptome, bevor sie noch ernsthafter erkranken? In meinem Klinikalltag, – wo ich übrigens eher extrovertiert wahrgenommen werde, weil mir alles so vertraut ist, – sehe ich täglich die Folgen solcher dauerhaft gelebten Leben: Falsch kopierte DNA, neurologische Ausfallerscheinungen, Herzversagen und ein bunter Blumenstrauß psychischer Laster sind nur einige davon. Die regelmäßige Freisetzung von Stresshormonen, wie zum Beispiel Cortisol und Katecholaminen geben selbst dem solidesten System irgendwann den Rest.
Dass jede Person irgendwann mit den Themen Grenzerfahrungen, Grenzensetzen und Grenzüberschreitungen struggle hat, ist normal und nicht immer vermeidbar. Ich machte in meinem Leben unzählige Erfahrungen damit. Meist während meiner klinischen Tätigkeit – in 20 Jahren erlebte ich Tausende von Patient:innen und Kolleg:innen, die sich in ihrer Rolle alles andere als wohlfühlten. Das verdeutlichte sich mir so, dass ich wiederholt sah, was passiert, wenn man angestauten Emotionen durch Unbewusstheit erlaubt, übermäßig durch den Körper zirkulieren zu dürfen. Weil sie ständig präsent sind oder dauerhaft unterdrückt werden. So eminent, dass es zu gedanklich negativierenden Assoziationen kommt, die ohne genug Selbstreflexion – sozusagen im Affekt – manchmal leider auch laut ausgesprochen werden. Was wäre eine gute Lösung dafür, eigene Grenzen wesentlich adäquater setzen zu können? Auf das eigene Bauchgefühl hören – ohne blinde Wut, außer es greift die eine Ausnahme, dass die eigene Wut den allerletzten oder alles entscheidenden Schutz darstellt. Doch meist ist dies nicht der Fall und es wird deutlich, dass wir dies oft nicht direkt unterscheiden und lösungsorientiert umsetzen können. Grund dafür könnte unsere vorangegangene kindliche Konditionierung und die daraus resultierenden Muster sein. Warum? Weil vielen von uns die essenziellen Dinge nicht beigebracht wurden, die es braucht, um diese emotionale Falle zu umgehen. Wir sind anfangs weder befähigt, diese Gratwanderung einschätzen zu können, noch wissen wir, worauf wir im Verlauf unseres Lebens überhaupt achten sollten. Wir können ohne eine wertfreie Sensibilisierung dieses fragilen Themas nur mehr erahnen, dass es diesen Chaos fabrizierenden Wahnsinn überhaupt gibt und wie vielschichtig er sich zusammensetzt.
Eine durch Grenzüberschreitungen ausgelöste Abwärtsspirale zeigt sich in Beispiel 1: Eines unserer Teammitglieder fängt während des Meetings an, den Inhalt einer Bowl zu essen. Dabei entstehen nicht wirklich laute, aber eben vernehmbare – und ja, ich habe selbst ein misophonetisches Grundproblem damit und arbeite seit Jahren mehr oder weniger erfolgreich an einer Lösung dafür – Kaugeräusche. Himmel, Arsch und Zwirn!!! Kaugeräusche! Wie oft und unvorhersehbar sie mich in meinem Leben schon in den Wahnsinn getrieben haben. Mir dessen bewusst zu sein, veränderte jedoch meinen Umgang damit. Also zurück zu unserem Teammeeting: Person A fängt an zu essen, kaut zwei Sekunden und Person B – in unserem Fall S. – reagiert aktiv aggressiv mit den Worten: „Mensch, Person A! Kannst du bitte dein Mikrofon stummschalten!“ Alle schweigen. In meinen Augen war das eine wahrhaft impulsive Grenzüberschreitung. Wir besprechen die Situation auch nicht mehr. Keine Zeit für noch mehr Punkte auf der Agenda. Ich dachte abschließend nur: Wow, ob sie die Zurechtweisung selbst wortlos tolerieren würde, wie es Person A reaktiv tat?
Beispiel 2 ist ein Glanzstück meinerseits: Als ich anfing, meinen Content bei DIEVERPEILTE zu veröffentlichen, wurde es für mich zu einer Selbstverständlichkeit, meine Beiträge zu reposten. Damit war ich nicht allein. Und ich war der Überzeugung: Content-Sharing generiert Reichweite. Ich achtete penibel darauf, dass das DIEVERPEILTE-Branding und die Verlinkungen inkludiert sind. Bisher war das kein Thema. Bis S. mich kontaktierte und mir sagte, dass sie Reposts ab sofort nicht mehr möchte, damit die Beiträge exklusiv bleiben. Die Business-Zahlen schießen durch die Decke! Und damit ändert sich vieles. Zuerst überkam mich Unverständnis, weil ich den Nachteil dieser – für mein damaliges Verständnis – als Nichtigkeit zu wertenden Angelegenheit nicht sah. Dementsprechend reagierte ich ignorant und lapidar, indem ich S. sagte, es sei doch nichts dabei. Sie war geladen und bestand auf ihre Grenze. In diesem Moment beschloss ich, dass mein Verständnis von richtig oder falsch in diesem Fall irrelevant ist, weil ich ganz andere Ziele verfolge. Wichtigere Ziele. Und zwar mit S. Und dem ganzen Team. Gemeinsam. Nach kurzer Bedenkzeit zur Situation entschied ich, dass ich ihren Wunsch akzeptiere, um sie wissen zu lassen, dass ich Ego-Entscheidungen als überflüssig und unnötig erachte. Auch ich habe bei meiner Entscheidungsfindung in Emotionen gebadet und habe nicht locker gelassen, weil ich ihr Problem einfach nicht sah. Doch es ging hier gar nicht mehr ums Reposten. Es ging um was ganz anderes: Grenzen! Ich bin mir darüber vollumfänglich bewusst. Deshalb gelingt es mir meist ganz gut zu vermeiden, von meinen lose vorbeifliegenden Gedanken versklavt zu werden. S. und mir tat die Aussprache jedenfalls sehr gut.
Fakt 1 ist, dass Opfer einer Grenzüberschreitung viel zu oft schweigen, um sich vor weiterem Stress zu schützen. Und Fakt 2 ist, dass Täter:innen oft überhaupt nicht merken, dass sie das Grenze-Stopp-Keine-Reposts-Schild der anderen Person vor zwei Kilometern bereits mit dem Ego-Trekker umgemäht haben. Und merkt es ein:e Täter:in dann doch, so greift in vielen Fällen die Falle der psychologischen Projektion, um sich nicht mit eigeninitiierten Misserfolgen, Schwächen oder Fehltritten auseinandersetzen zu müssen. Ein äußerst praktisches Phänomen für alle, die sich niemals weiterentwickeln möchten. Nicht zuletzt, weil es unbewusst geschieht. Warum also bemerken viele Leute so eine gravierende Dysfunktion innerhalb unseres sozialen Miteinanders – beziehungsweise bei sich selbst – nicht? Ich denke, der Grund ist ebenso der, dass wir es in unserer Kindheit nicht beigebracht bekommen.
Beispiel 3: Wenn ich meinen Charakter S. gegenüberstelle, erkenne ich viele Parallelen. Das rührt mich. Weil mir in der Vergangenheit auch nicht immer sofort klar war, wie ich es noch effizienter umsetze, meine eigenen Grenzen und die der anderen zu wahren – ohne den ganzen Ego-Scheiß. Auch wenn es oft verlockend ist, zu projizieren und damit die eigenen Schwächen zu kaschieren – für mich wie für alle anderen. Es ist eine unwürdige Form, um an Wohlgefühl zu gelangen. Ich erinnere mich an meinen ersten Chef, die tyrannischste männliche Stationsleitung, die ich je erlebt habe. Er war ein paar Zentimeter kleiner und 20 Jahre älter als ich. Dies schien er mit regelmäßigen Bewertungsgesprächen seiner Mitarbeiter:innen kompensieren zu müssen, die er stets mit der betreffenden Person allein – also unter vier Augen – führte. Das sei professionell, weil er selbstständig arbeite und auf niemanden angewiesen sei, betonte er. Ich ging schon mies gelaunt in das Gespräch. Das Setting kotzte mich an. Und er wusste das. Ich versteckte es auch nicht. Weil ich mich vor unreflektierten Vorgesetzten nicht bücke. Wer bin ich, dass ich sein Unvermögen mit meiner eigenen Abwertung belohne und ihn damit noch bestätige? In dieser Konstellation werde ich hart wie ein Stein, obwohl ich heulen könnte. Aber das gönne ich ihm nicht. Mein 21-jähriges Ich dachte nur „FUCK OFF!“, als er mir zu erzählen begann, dass ich nicht regelkonform arbeiten würde, weil die anderen mehr Überstunden machten als ich. Dass ich oft vorlaut wäre und alles besser wüsste, obwohl ich meine Sicht der Dinge eher subtil einfließen ließ und vieles erst mal schweigend beobachtete, um Situationen bis zu einem gewissen Grad besser einschätzen zu können. Alter, komm schon! Meiner Meinung nach bin ich völlig harmlos. Nicht für ihn: Das alles merke er doch und ich solle mich da jetzt nicht rausreden. Ich schwieg und hörte zu. Er redete sich so in Rage, dass er einen Kugelschreiber mit Schwung zwischen uns an die Wand und ein Wasserglas über den Tisch warf. Während ich ihm dabei zusah, war ich erst perplex. Doch als ich realisierte, wie übergriffig er war, schoss die Wut wie ein Geysir in mir hoch. Ich schaute mir quasi dabei zu, wie ich schlussendlich sagte: „Eine Stellvertretung. Die stellvertretende Leitung soll zu diesem Gespräch dazukommen. Sofort! Ich verlange das. Jetzt!“ Er sah mich mit zornglänzenden Augen an und schrie: „Oh nein, das kannst du vergessen! Das … das machst du mit mir nicht!“ Was er damit meinte, erschloss sich mir erst Jahre später. Vielleicht befürchtete er, ich würde ihn des sexuellen Übergriffs beschuldigen. Dem war nicht so. Aber mein Verdacht bestätigte sich: Er holte keine Stellvertretung in dieses Zimmer und ich brüllte zurück: „Und ob du das tun wirst!“ Ich fand ihn so ekelerregend. Tränen standen mir in den Augen und ich schwöre bei Gott, dass ich mich niemals und von keinem unkontrollierten Individuum der Welt in die Knie zwingen lasse. Ich verabschiede mich stets mit erhobenem Kopf. Egal wie. So viel Eigenkontrolle und Selbstwert besitze ich.
Also tat mein 21-jähriges Ich das, was nun zu tun war: Ich stand auf und ging. Ohne ein weiteres Wort und mit tränenüberströmtem Gesicht. Seine Stimme überschlug sich fast, als er mir hinterher schmetterte: „Mach diese Tür auf und du wirst es bereuen! Ich gehe zur Geschäftsleitung und du fliegst hier raus! Du wirst nie wieder einen Fuß in irgendeine Klinik setzen, wenn ich das will!“ Die Tür flog krachend auf und ich blickte unmittelbar in die erstaunten, stahlblauen Augen unseres damaligen Professors, – dem Erfinder der Lunge, von der Zeitschrift Focus tausendmal Platz-1-zertifiziert, einer absoluten Koryphäe auf dem Gebiet der Thoraxchirurgie. Er war mein erster Mentor für Coolness und eine absolut stringente Zielanmanövrierung. Mit Hilfe von Mentor:innen adaptierte ich bereits sehr früh einzelne Etappen für mein inneres Wachstum – und dafür wollte ich die Besten. Er mochte mich immer und sagte mir mal, ich hätte Schneid. Und sein direkter Blick machte in dem Moment etwas mit mir: Ich wusste, dass ich Recht habe. Dass ich das Recht habe, für mich einzustehen. Und jetzt weiß ich, dass ich dieses Lebensgefühl an alle da draußen weitergeben will und werde. Weil ich es kann.
Beispiel 4 hau ich noch raus: Mit 11 Jahren kam ich auf eine Gesamtschule und hatte gute Noten, obwohl ich gelangweilt und dauerhaft abgelenkt war. Ich konnte mich auf nichts konzentrieren, schon gar nicht, wenn mir der veraltete Unterrichtsstoff sinnentleert vorkam. Mein kilometerlanger Schulweg war nur mittels einer strapaziösen Busfahrt zu bewerkstelligen. Meine Eltern waren morgens bereits bei der Arbeit und ich kam fast jeden Morgen zu spät, weil ich Hideo Kojima oder Super Nintendo einfach cooler fand als Schule. Das hatte keine Folgen, weil ich meine Noten irgendwie dennoch jedes Jahr rettete. Dafür gab es Situationen, die mich mehr und mehr davon überzeugten, dass mit den Menschen etwas nicht stimmt. Mobbing war in meinem Schulalltag an der Tagesordnung: Die Lehrer:innen verließen regelmäßig weinend unser Klassenzimmer, sie hatten Burn-outs und heute sind die meisten davon seit Jahren tot. Wir waren keine nette Klasse. Und es gelang mir dennoch, mich gut zu positionieren. Ich war beliebt und freundlich, aber wehe der Person, die mir ab der achten Klasse schräg kam. Jede:r meiner Schulkamerad:innen entwickelte eigene Strategien im Umgang mit Konflikten. So auch ich.
Das hatte seinen Ursprung in früheren Erlebnissen, wie: mit Spucke vereiste Schneebälle aus nächster Nähe mit voller Wucht ins Gesicht zu bekommen, vor dem ersten Schwarm auf dem Schulhof von einer Freundin mit Absicht, in eine Schlammpfütze geschubst zu werden, im Bus von Schülern aus der Oberstufe mit Pfefferspray bedroht zu werden, wenn man nicht sofort beichtet, dass man den von ihnen präferierten Fußballverein zum Kotzen findet. Mein schulischer Höhepunkt ereignete sich, als ein befreundeter Mitschüler nach Schulschluss zu mir sagte: „Ey Linda, ist das nicht dein kleiner Bruder, der da gerade von dem Typ vermöbelt wird?” Ich drehte mich um und sah ihn. Er war 11 und einfach klein. Und ich habe diesem Typen in einem Überraschungsmoment so hart gegen den Kopf geschlagen, dass mir noch Tage danach die Hand wehtat. Mein Bruder wurde nie wieder verprügelt und ist heute fast 2 Meter groß. Er erinnert sich noch an den Vorfall. Und in diesem Umfeld hatte ich keine andere Wahl, als mich mit Abgrenzung und – wenn das nicht möglich war – mit Gewalt zur Wehr zu setzen. Wer nicht rauchte, gehörte nicht dazu. Wer nicht klaute, wurde gemobbt. Wer Pornos eklig fand, wurde vor der ganzen Klasse ausgelacht. Wir waren 14 Jahre alt. Und kaputt. Von einem System, das krank ist. Und deshalb wurde mir sehr früh klar, dass ich unerschütterliche Grenzen brauche und Möglichkeiten finden muss, diese Grenzen straight zu platzieren.
Meine Message an jede gemobbte Seele dieser Erde ist: Spiel dieses Spiel klug und bedacht. Du bist kein Opfer. Nimm deinen Mut zusammen und setz dich zur Wehr. Freiheit und Sicherheit zu vereinen ist keine Unmöglichkeit. Sogar punktuelles Schreien ist erlaubt. Punktuell – sonst nimmt das kein Mensch ernst. Es ist ein gutes Gefühl für sich selbst zu sprechen. Und Situationen und andere Menschen nicht zu bewerten ist eine – noch viel zu geheime – Superkraft. Respektvoll und empathisch sein: Darum geht es.
Dieser Text erschien zuerst auf DIEVERPEILTE.
Illustration: Hanna Valtmann

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Autor:innen
Ist seit 2021 Redakteurin & Lektorin bei DIEVERPEILTE. Arbeitet in einer onkologischen Tagesklinik und veröffentlichte 2020 ihr erstes Buch. Ihre Themenschwerpunkte sind Gesellschaft und Bewusstsein.