„Ich habe Sex mit Männern* und deshalb verhüte ich, seit ich vierzehn bin. Mit Anfang 20 wollte ich gerne Kinder haben. Das gehörte zu meiner Vorstellung vom Leben – von meinem Leben – dazu. Dieser Wunsch hielt einige Jahre, bis ich dann Mitte 20 merkte: Die Vorstellung, Kinder zu haben, finde ich schön. Ja! Aber: Möchte ich überhaupt Mutter sein? Will ich diese Rolle haben? Und jetzt bin ich 30 und denke zunehmend: Die Frage nach Mutterschaft ist viel größer als eine „Ja oder Nein?“- Frage. Für diese Serie porträtierte ich acht Frauen*, die mit acht verschiedenen Geschichten zeigen: Mutterschaft und die Perspektiven auf das Thema sind so individuell, wie jede einzelne von ihnen“, sagt Caroline Brünen über ihre Fotoreihe zum Thema Mutterschaft.
Caroline ist freischaffende Fotografin aus Köln. In ihren dokumentarischen Arbeiten hinterfragt sie gängige Klischees, die sie dann wiederum zu dekonstruieren beginnt. Ihre Fotografien drehen sich rund um Identität, Ausgrenzung und Repräsentation, – die sie stets in enger Zusammenarbeit mit ihren Protagonist:innen erforscht. Sie sagt über sich selbst, dass sie sich als Fotografin nicht als außenstehende Beobachterin betrachtet, sondern als Teil ihrer Projekte. Eines dieser Bilder ist deshalb ein Selbstporträt.
Weitere Arbeiten von ihr findet ihr auf ihrer Website.







Für ihre Arbeit hat Caroline acht Frauen porträtiert, sich selbst eingeschlossen, um der Frage nachzugehen, wie Frauen zum Thema Mutterschaft stehen (Die Reihenfolge der Zitate korrespondiert nicht mit der Reihenfolge der Porträts).
„Ich wollte nie Kinder bekommen. Mutter sein stelle ich mir aber schon schön vor. Adoption wäre deshalb eine Option für mich.“
„Ich hatte nach der Geburt meines Sohnes postnatale Depressionen. Ich finde, darüber sollte mehr gesprochen werden. Und auch darüber, wie verdammt anstrengend es ist, Vollzeit-Mutter zu sein!“
„Mein Sohn ist jetzt vier Jahre alt und ich liebe ihn sehr. Aber mit der traditionellen Mutterrolle tue ich mich schwer. Manchmal denke ich, ich wäre lieber keine Mutter und wenn ich noch einmal vor der Wahl stünde, würde ich mich wahrscheinlich dagegen entscheiden.“
„Vor kurzem hatte ich einen Schwangerschaftsabbruch. Als der Schwangerschaftstest positiv war, war mir sofort klar: Das will ich jetzt überhaupt nicht! Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich es je wollen werde…“
„Ich bekomme in einigen Monaten mein erstes Kind. Ich bin ständig müde und schlafe viel. Schwanger sein ist viel anstrengender, als ich es mir vorgestellt habe!“
„Ich wünsche mir Kinder sehr und ich möchte gerne Mut-ter sein. Ich habe manchmal große Angst, in den nächsten Jahren keinen Partner kennenzulernen, mit dem ich das gemeinsam machen möchte!“
„Ich wäre gerne eine enge Bezugsperson für Kinder in meinem Umfeld. Aber nicht als Mutter, das kann ich mir für mich nicht vorstellen!“
„Ich arbeite Vollzeit und mein Sohn ist vier Jahre alt. Mein Partner ist Zuhause und übernimmt die Care- und Haus- arbeit. Mich fragen oft Männer, wie ich das schaffe – Kind und volle Berufstätigkeit. Ich frage dann zurück: ‚Wie schaffst denn du das?‘ Trotzdem: Schuldgefühle kenne ich sehr gut!“
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Autor:innen
Ist in Nürnberg aufgewachsen, brach erfolgreich drei Studiengänge ab und entdeckte ihre Leidenschaft für den Journalismus durch ein Praktikum in einer Musikredaktion. 2019 gründete sie das DIEVERPEILTE-Magazin. Themenschwerpunkte sind Mental Health, Krankheiten, soziale Ungerechtigkeit, Sexualität und Drogen.