Ich habe die Angst vor der Wahrheit verloren.
Wenn ich in der betrunkenen Masse schwebe, werden die Erinnerungen unerträglich.
Sie werden zum Tinnitus und sprengen mein Trommelfell.
Meine Kehle schwillt zu.
Es fühlt sich an, als ob mein Herz entzündet wär’.
Ich habe den Schein in deiner Nase gehasst und trotzdem akzeptiert. Es würde ja schon werden.
Wie kann Gift und Liebe so nah beieinander sein?
Deine Augen waren am Anfang voller Wärme.
Bald voller Wahnsinn.
Dein Atem fühlte sich anfangs so sanft auf meiner Haut an. Bald roch er nur noch nach Bier.
Ich konnte mir keine Geborgenheit geben, aber du warst da.
Ich halte meinen Atem an.
Die Stunden zogen an mir vorbei, wurden zu Tagen, Wochen, Monaten, einem Jahr.
Meine Gewissheit über die Essenz unserer Verbindung änderte sich nicht.
Aber der Mut fehlte, allein zu sein.
Du hast mir kein Jahr gestohlen, aber ich mir die Achtung vor mir Selbst.
Alle deine Nachrichten sahen so aus, als ob du auf der Tastatur ausgerutscht wärst.
Dabei waren es nur die 2 Promille in deinem Blut.
Warum können Liebe und Gift dasselbe sein?
„Ignoranz ist die höchste Form der Verachtung“, schriebst du.
Dabei war meine Negierung nur panische Angst vor deinem rasenden Wesen.
Ich habe dir jeden Tag beide Wangen hinhalten,
irgendwann würdest du schon müde vom schlagen werden.
Kein Widerworte, keine Argumente, keine Verteidigung.
Bloß aufpassen, dass ich das Feuer nicht nähre.
Meine Sehnsucht nach Harmonie hat mich einen Teil meiner Naivität gekostet.
Ich habe mich für deine Manipulation entschieden. Um zu heilen, muss ich verstehen warum.
Text & Animation: Victoria Schumacher
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