Wer hat einen Schlafplatz für mich? Wo kann ich parken? Was ist das teuerste Gericht auf der Karte – und wie viele Kölsch hat Lukas schon intus? Wohin geht es nach dem Essen? Gehen die Drinks im Club auf den Chef? Die FAZE-Weihnachtsfeier wirft jährlich Fragen auf, auf die wiederum eine unsinnige Antwort der nächsten folgt. In diesem Jahr gibt es von uns weder dumme Sprüche noch lautes Gelächter in den Kölner Gaststätten zu hören. Keine peinlichen Flirtversuche mit dem Kellner, der eigentlich eine Freundin hat und kein böses Erwachen am nächsten Morgen. Ich werde die beschämenden Flashbacks vermissen, die mich normalerweise noch Wochen danach verfolgen. 2020 findet die Weihnachtsfeier zum ersten Mal seit der Gründung des Musikmagazins im Jahr 2010 nicht statt. Besonders schade ist es um das geplante Wiedersehen mit dem ganzen Team und die Gratisproben von Gabriels hausgemachten Brainstorm Gin. Das nach frischen Limetten- und Zitronenzesten duftende Getränk sorgte letztes Jahr für die nötigen Promille, die unser Zusammenkommen so (un)vergesslich machten. 

Doch nicht nur Gabriel hat was zu feiern, sondern auch wir von DIEVERPEILTE: unser erstes Jubiläum! Aus diesem Grund haben wir uns mit ihm zusammen getan, um über seinen Gin zu sprechen, die Anfänge seines Unternehmens und ihn solange bearbeitet, bis er sich schließlich dazu entschloss, drei Flaschen Brainstorm Gin herzugeben, die wir hier an euch verteilen!

*Was du für eine Flasche Brainstorm Gin machen musst, erfährst du am Ende des Interviews.

DIEVERPEILTE: Erzähl mal, wie bist du Ginhersteller geworden?
Ich wollte schon immer mein eigener Chef sein, weil ich ein bisschen verpeilt bin (lacht). Und da ich kein 9 to 5 Mensch bin, sondern ein Morgenmuffel, lege ich mir meine Arbeitszeiten gerne selbst zurecht. Eigentlich hatte ich den Plan, als Freelancer in die Audiobranche zu gehen, das klappte aber nicht. Trotz meines Abschlusses in Multimedia- und Kommunikation erhielt ich einfach nur Absagen – das ist jetzt 1,5 Jahre her. Und da das mit dem Gin schon damals im Gespräch war, kam ich auf die Idee, das Gin-Rezept meiner Mutter in ein Unternehmen zu verwandeln.

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Foto: Felix Hartmann

Moment mal, das Rezept deiner Mutter?
Genau! Sie hatte irgendwo mal gelesen, wie man selbst Gin herstellen kann – Ende 2018 fing sie an zu Experimentieren. Ein Jahr später machten wir es dann offiziell.

In einem Satz: Was bedeutet Brainstorm für dich?
Brainstorm ist mein Baby, mein Unternehmen und gibt mir die Möglichkeit, mein eigener Chef zu sein.

Die Herstellung eines Produktes zieht ja bekanntlich den Handel mit sich. Was reizt dich daran?
Er ist beliebig staffelbar, wenn du z.B. als Hairstylist*in tätig bist, kannst du zwar eine gewisse Anzahl an Frisuren machen, aber nur so viele, bis dein Pensum ausgelastet ist. Den Warenhandel kann man hingegen beliebig ausbauen und das ist es, was mich daran interessiert: Ein Geschäft so großzuziehen, dass man davon leben kann – was zudem ausdehnbar ist.

Inwiefern?
Im Moment bieten wir nur unseren Gin an. Wir haben aber auch schon darüber nachgedacht, weitere Spirituosen ins Programm zu nehmen.

Zum Beispiel?
Whiskey, Kalua, Cognac – im Prinzip sind keine Grenzen gesetzt.

Auf welche Weise unterscheidet sich dein Gin von einem Massenprodukt, wie sagen wir mal Tanqueray?
Ich habe jede Flasche mindestens fünfmal in der Hand, eher noch öfter. Das ist halt echte Handarbeit und kein Industrieprodukt. Hinzukommt, dass ich das Unternehmen mit meiner Mom aufgebaut habe, was uns auch wieder näher zusammengerückt hat.

Wie ging es damals weiter mit deiner Mutter und ihrem Experiment?
Nach ein paar Versuchen wurde sie immer besser. Irgendwann war ihr Rezept so gut, dass sie den Schnaps in kleine Fläschchen abfüllte und zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen oder zu Weihnachten verschenkte.

Du sagtest Versuche, was können wir uns darunter vorstellen?
Die Aromatisierung unseres Gins findet durch Kaltauszug statt, was man auch Mazeration nennt – das heißt, da wird nichts gebrannt oder so. Man nimmt den fertigen Alkohol und vermischt ihn mit den Botanicals. Das ist die einfachste Art, einen Gin zu machen, ist aber auch gut so, weil meiner Meinung nach der Geschmack dadurch viel intensiver ist als bei industriell hergestellten Produkten.

Und weiter …
Danach wird der Alkohol mit destilliertem Wasser gemischt und auf den gewollten Alkoholwert gebracht – bei uns sind das meistens 40 Prozent. Im Anschluss werden die Botanicals untergemischt und dann lässt man es ziehen. Je nachdem, wie konzentriert man das Aroma haben möchte. Zum Schluss wird die Flüssigkeit gefiltert und abgefüllt.

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Foto: Felix Hartmann

Was hast du eigentlich gemacht, während sich deine Mutter um das Rezept gekümmert hat?
Ich habe den Gin an meine Freunde verteilt, da ich nicht gerne alleine trinke. So hat es sich schnell rumgesprochen, dass ich eine gute Gin-Conni habe. Letztendlich führte das dazu, dass wir aus einer Schnapsidee ein Schnapsgeschäft machten – man könnte auch sagen, dass ich mich um den Vertrieb gekümmert habe (lacht).

Erklär uns doch mal, wie man daraus ein Geschäft machen kann.
Im Prinzip wie mit jedem anderen Business. Erst mal muss man sich überlegen, wie das Ganze laufen soll; was bei uns sehr chaotisch ablief. Nichts war geplant, wofür das Ergebnis umso besser war. Improvisation ist eine meine Stärken (lacht). Außerdem hatte ich Unterstützung von Freunden, die schon selbstständig waren. Auch was Webshop und Logo angeht (ohne Sven und Jule wäre das alles nicht möglich gewesen).

Wie vermarktet man ein Produkt wie Gin?
Instagram ist super wichtig – und wenn es nur darum geht, ins Gespräch zu kommen.

Wieso kommt man dadurch ins Gespräch?
Stell dir vor, du gehst zu einem Werbegespräch oder Ähnlichem und verteilst deine Visitenkarten. Sobald du den Leuten den Rücken zudrehst, schauen sie sich im Nachhinein (hoffentlich) deinen IG-Account an. Wenn sie dann sehen, dass du dort aktiv bist und dir Mühe gibst, macht das schon mal ein besseres Bild.

Noch was?
Flyer, Logo und natürlich Mundpropaganda. Anfangs waren das vor allem unsere Freunde, die uns geholfen haben. Alles Menschen, die an das Projekt glauben. Und dann gibt es noch die Probetouren: Weihnachtsmärkte und Co., wo wir Leute probieren lassen. So was kommt immer gut an, Qualität ist schließlich das beste Verkaufsargument.

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Foto: Felix Hartmann

Dein Gin heißt Brainstorm. Wieso? 
Für die Menge, die wir produzieren wollten, brauchten wir ein größeres Gefäß als das, was wir zuvor hatten. Eines Tages ging ich in den Keller, wo ich ein passendes entdeckte. Damals wusste ich aber noch nicht, dass darin mal Gehirne in der Würzburger Uniklinik gelagert wurden. Als meine Mutter davon erzählte, war uns recht schnell klar, dass der Name unseres Gins etwas mit Gehirnen zu tun haben sollte. Nach einer Brainstorming-Session wurden wir uns ziemlich schnell einig: Aus Brainstorming wurde Brainstorm Gin.

Die Welt der Aromen ist ja ziemlich endlos, es gibt unzählige Botanicals mit verschiedenen Aromen. Wie findet man da die richtige Zusammensetzung?
Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür. Ich habe unzählige Stunden damit verbracht, mich in die Materie einzuarbeiten. Ein bisschen Fail und Trial war auch dabei. Das ursprüngliche Rezept stammt wie gesagt von meiner Mutter, ich habe das Sortiment aber mittlerweile vergrößert. Doch der originale Brainstorm Gin ist und bleibt der Verkaufsschlager.

Letztes Jahr hast du uns stolz deine Winter-Edition präsentiert. Wie sieht das Sortiment mittlerweile aus?
Neben dem originalen Brainstorm Gin, der sich natürlich ganz klar von herkömmlichen Gins abhebt (zwinkert), gibt es jetzt auch den Natural Brainstorm Gin – der schmeckt eher nach einem klassischen Gin. Den Winter Gin gibt es, wie du dir vielleicht schon gedacht hast, nur im Winter. Bei der Edition haben wir unter anderem mit Süßholz und Kakaoschalen gespielt.

Was kostet eine Flasche deines Luxusprodukts?
In unserem Webshop verkaufen wir die einzelne Flasche für 29,95 Euro. Es gibt auch ein paar Bundles, bei denen man den ein oder anderen Euro sparen kann.

Müssen sich Restaurants, Bars und Clubs bei dir einschleimen, um Mengenrabatt zu bekommen?
Aber sicher! Für die, die das Spiel nicht so gut beherrschen, gibt es aber auch noch andere Konditionen – je nach Bedarf (lacht).

Jetzt kommen wir zu den ernsten Fragen: Warst du schon mal so betrunken nach einer Ginprobe, dass du danach direkt schlafen gehen musstest?
Nicht nur einmal. Das klappt aber nicht, wenn ich gerade versuche, einen Kunden um den Finger zu wickeln, da halte ich mich dann doch lieber zurück.

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Foto: Felix Hartmann

Du sagtest, dass du gerne teilst. Gilt das auch für Schnorrer?
Manchmal. Influencer-Marketing ist ja auch ein großes Ding heutzutage. Allerdings muss man da schon irgendwann die Reißleine ziehen und abwägen, was wirklich Sinn macht.

Eine ziemlich langweilige Frage: Gin pur oder als Gin Tonic?
Am liebsten mit Zitronenlimonade, da ich nicht der größte Tonic-Fan bin. Gin pur ist nur bei wenigen Gins wirklich genießbar. Bei Brainstorm geht das aber voll klar.

Der beschissenste Gin, den du je probiert hast?
Da fällt mir direkt ein Gin ein, den ich in Serbien zum Vorglühen für das EXIT Festival 2019 gekauft habe – an den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Der Gin kostete umgerechnet 3,50 Euro oder so, und genauso hat er auch geschmeckt. Hielt uns aber nicht davon ab, den zu dritt im Hotelzimmer zu killen, bevor es dann zum Festival ging. Immerhin hat keiner gekotzt…

Letzte Frage: Was hat dich dein Unternehmen Brainstorm Gin bisher gelehrt?
Dass es keinen besseren Gesprächseinstieg gibt, als zu erzählen, dass man ein Spirituosengeschäft hat. (lacht)

Schaut doch mal in seinem Shop vorbei. 

Gabriel gratuliert uns zum ersten Jubiläum und stellt drei Flaschen Brainstorm Gin zu Verfügung. Was du dafür machen musst? Schicke uns dazu eine Mail mit dem Betreff „Brainstorm Gin“ und ein selbstverfasstes Kurzgedicht zum Thema Gin an info@dieverpeilte.de. Einsendeschluss ist der 12.12.2020., der Rechtsweg ist ausgeschlossen. 

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Ist in Nürnberg aufgewachsen, brach erfolgreich drei Studiengänge ab und entdeckte ihre Leidenschaft für den Journalismus durch ein Praktikum in einer Musikredaktion. 2019 gründete sie das DIEVERPEILTE-Magazin. Themenschwerpunkte sind Mental Health, Krankheiten, soziale Ungerechtigkeit, Sexualität und Drogen.

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