Bin ich arrogant? Bin ich schüchtern? Bin ich unnahbar? Bin ich komisch?
Ich höre das und irgendwie rührt sich in mir nichts. Gedanken dazu habe ich trotzdem.
Es zu beschreiben.. holt eventuell einen Menschen dort ab, wo er momentan steht. Während er sich fragt, was mit ihm los ist.
Stell dir vor..
Du lernst alles mit der Zeit. Blickkontakt aufzunehmen und zu halten. Auszuhalten.
Du versuchst, die auf dich einprasselnden Eindrücke aufzuhalten.
Oder wenigstens zu fünfundachtzig Prozent zu verarbeiten.
Oder verarbeitest Du, ohne, dass Du es beeinflussen kannst,
sowieso alles zu hundertfünfzig Prozent?

Du bekommst davon auf jeden Fall regelmäßig Kopfschmerzen.
Du denkst, du bist vergesslich. Doch dein Modus ist immerzu Multitasking.
Dagegen kannst du nichts tun.
Heißt das, dass dir der Fokus fehlt?
Oder scannst du einfach mehr als nötig?
Du lernst zum richtigen Zeitpunkt zu grüßen.
Hallo und Tschüß zu sagen. Und zu lächeln.
Deine Rolle wird immer perfekter. Obwohl es anstrengend ist.
Weil es eben eine Rolle ist, die du spielst.
Bis du dich nach einem meist langen Findungsprozess endlich einordnen kannst.
Diese Suche nach sich selbst, dauert nicht selten viele Jahre.
Bis dahin fühlst du dich oft gefangen auf einer achtspurigen Autobahn.
Sämtliche Geräusche dringen tief in dein Bewusstsein. Ob es der Wecker in der Wohnung unter
dir ist, der zu früh klingelt, der Rasenmäher zwei Straßen weiter oder die Kaugeräusche deines Tischnachbarn. All das.. ist permanent präsent. Du kannst es nicht ausblenden.
Du liebst feine flirrende Geräusche, welche deinen Ohren schmeicheln, wie monotonen Regen
oder das lauschige Gemurmel entspannter und mit sich beschäftigter Menschen. Im Café..

Smalltalk. Interaktion mit neugierigen Nachbarn. Am liebsten nicht.
Busfahren oder Einkaufen im grell beleuchteten Supermarkt. Ein Gräuel.
Zeitweise nur mit Telefon am Ohr überhaupt durchführbar.
Anonym bleiben ist ein Privileg.
Die Gabe, emphatische Schwingungen und die Aura, der dich umgebenden Personen körperlich
und mental wahrzunehmen, zwingt dich fast automatisch dazu, Abstand zwischen dich und deine Mitmenschen zu bringen. Weil du die herrschende Energie um dich herum sonst nicht erträgst.
Du spürst, dass Leute, die mit dir zusammen sind, dich oft nicht einschätzen können. Dass sie
dich fragen, ob alles okay sei. Du irritierst sie und du weißt, dass es vielleicht nicht ganz einfach
ist, ihnen zu erklären, warum das so ist. Weil du für sie nicht greifbar bist.
Diese Art zu sein trägt Namen, wie Asperger-Autismus. Hochsensibilität. Vielleicht nur ADHS.
All diese Attribute können die Kraft haben, dich über kurz oder lang in den Wahnsinn zu treiben
oder bedingen, dass du dich von der Umwelt abkapselst.
Was passiert jedoch, wenn du dir über die Supermacht deiner Art zu sein bewusst wirst und die
Vorteile für dich nutzt?

Wenn du diese speziellen Fähigkeiten neu ordnest und deine Leidenschaften genau kennst, wird
es dir möglich sein, eine Art Hyperfokus zu kreieren und ganz gezielt zu nutzen. Du arbeitest so
derart konzentriert, dass du die doppelte Menge in der Hälfte, der Zeit schaffst. Du wirst gefragt,
wann und wie du das machst. Die Antwort ist die biochemische und neuronale Beschaffenheit
deines Systems. Vielleicht dein IQ. Aber vor allem dein Adrenalinpegel.
Wenn es dir gelingt, deine über Jahre konditionierte und systematisch antrainierte Alltagsrolle mit genug Bewusstsein und Disziplin zu kombinieren, stehen dir Türen offen, von denen du nicht mal wusstest, dass es sie überhaupt gibt.
Wie interessant ist wohl eine hochintelligente und dabei sehr sensible Person – die ihren Fokus punktgenau zu setzen vermag – für den extrem leistungsorientierten Arbeitsmarkt?

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Autor:innen
Ist seit 2021 Redakteurin & Lektorin bei DIEVERPEILTE. Arbeitet in einer onkologischen Tagesklinik und veröffentlichte 2020 ihr erstes Buch. Ihre Themenschwerpunkte sind Gesellschaft und Bewusstsein.
Danke für diesem Beitrag <3