Der Laptop ist aus, die Benachrichtigungen sind stummgeschaltet und wenn ich Feierabend habe, freue ich mich auf Sofi-Time. Ich bin Magazinherausgeberin und arbeite fast ausschließlich im Homeoffice – ich liebe es, dass ich flexibel von zu Hause arbeiten kann. Doch weil ich nur selten eine räumliche Trennung zu meiner Arbeit habe, fällt es mir besonders schwer, abends mal nicht an meinen Job und die unendliche To-do-Liste zu denken. Zum Jahresbeginn habe ich mir daher vorgenommen, mehr Raum für mich einzuplanen. Andere Menschen trinken gerne ein Feierabend-Getränk oder laufen eine Runde. In gehe am liebsten in die Natur, lege mich in meine Hängematte und höre Musik, – was mittlerweile zu einem Ritual für mich geworden ist. Das ist mir wichtig, denn um Arbeit und Feierabend trennen zu können, brauche ich eine bewusste Unterbrechung, also eine räumliche Veränderung.
Generell bin ich aber ein zufriedener Mensch. Das liegt auch daran, dass ich mir seit der Pandemie mein Arbeitsleben selbst gestalten kann. Tanita von HÄNG, die ich im Januar durch eine Kooperationsanfrage kennenlernen durfte, kennt das. Seit 2020 macht sie das Content-Marketing für das junge Unternehmen aus Würselen und arbeitet von zu Hause aus. Ihr Chef Tobias Tullius verwirklichte im Jahr 2014 die Idee der eigenen Hängematte. Daraus entwickelte sich in der Zwischenzeit ein Start Up mit aktuell acht Mitarbeiter:innen. Menschen, die nicht nur auf professioneller, sondern auch auf persönlicher Ebene zusammen arbeiten möchten. Eine Unternehmensphilosophie, mit der ich mich verbunden fühle.
Denn: Menschlichkeit und Erholungszeiten gehören zum Arbeitsleben dazu, finde nicht nur ich, sondern auch das HÄNG-Team. Heute spreche ich mit Tanita über ultraleichte Produkte und das Arbeiten mit dem New-Work-Arbeitsmodell.

DIEVERPEILTE: Wie bist du zu HÄNG gekommen?
Tanita Steckel: Ich habe Journalismus studiert und arbeitete währenddessen einige Jahre in verschiedenen Callcentern. Der Grund, warum ich dort gegangen bin, ist nicht der, dass ich Kund:innenservice scheiße finde, und auch nicht, dass ich mich nicht mehr von Kund:innen anschreien lassen wollte, sondern der, dass mir mein Arbeitgeber kein Homeoffice ermöglicht hatte im Zuge der Pandemie, – und ich fand es furchtbar, im Großraumbüro zu arbeiten. Danach suchte ich nach einem Job, den ich von zu Hause aus machen konnte und bewarb mich bei HÄNG, da die Stelle als Remote work ausgeschrieben war.
Was war das für eine Stelle, auf die du dich beworben hast?
Damals wurde nach einer Person gesucht, die sich um das Online Marketing kümmert, – was mich zuerst verunsicherte. Ich hatte keine Ahnung von Marketing (lacht). Doch dann dachte ich: Geschichten erzählen kann ich, also kann ich es ja mal probieren.
Und?
Es hat geklappt (lacht). Ich glaube aber inzwischen, dass ich mir meine Stelle selber geschaffen haben, da Tobi und Vincent anfangs nicht so recht wussten, wofür sie mich brauchen. Sie wussten nur, dass ich irgendwas mit Marketing machen soll. Inzwischen bin ich für das E-Mail-Marketing, Brand- und Content-Kooperationen, mehrere Social Media-Plattformen und die Pressearbeit verantwortlich, – also eine bunte Mischung aus Content-Marketing. Wenn mich all das aber nicht mehr bockt und mir nach HR (Human Resources) ist, habe ich auch jeder Zeit die Möglichkeit, da mal reinzuschauen, einfach, weil ich Bock drauf habe.
Wie ist euer Team aufgebaut und wer macht was?
Bei uns kann jede:r machen, was er/sie will, – das hatte ich ja schon erwähnt. Natürlich gibt es Kernkompetenzen. Sofia und Enya kümmern sich um den Kund:innenservice. Vincent, unser Co-Gründer, macht Produktentwicklung, HR, Rechnungslegungen und B2B-Verkäufe. Tobi, der Hauptgründer, befasst sich mit allem, worauf er Bock hat und hat seine Finger im Marketing, – das hat er jetzt aber an Yann, unseren neuen Marketingmanager abgegeben. Dann gibt es noch unsere TikTok-Creatorin Lea , die coole freshe Videos für uns macht. Paul und Greta machen dasselbe für YouTube und mittlerweile auch noch Bewegbild-Content für Instagram, Pinterest und für alles Weitere, wo Bedarf ist. Und dann gibt es noch Melina und Robin, die sich bisher um das Marketing und die Kooperationen gekümmert haben. Die beiden hören jetzt aber auf, weswegen ich aktuell auf der Suche nach Ersatz bin.
HÄNG gibt es seit dem Jahr 2014. Wie wurde das Unternehmen gegründet?
Als Tobi noch studierte, war er mit Freund:innen oft in den Bergen unterwegs, wo er feststellte, dass er lieber mit leichtem Equipment wandern geht. Damals gab es zwar auch schon ultraleichte Hängematten, allerdings nicht in Europa, weshalb er die Produkte erst mal aus Amerika bestellte, – was viele Nachteile mit sich brachte. Außerdem waren die Hängematten, die er ausprobierte, nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte. Also beschloss er, seine eigene, bessere Version einer Hängematte zu machen. Er nähte Stoffreste aneinander und experimentierte solange rum, bis der erste Prototyp der HÄNG fertig war. Nach einigen Versuchen nahm er einen schöneren, leichteren Stoff – die Fallschirmseide. Das ist dasselbe Material, das wir auch heute nutzen. Anschließend nahm er das Ding mit in den Park und erhielt kurz darauf die ersten Anfragen von Freund:innen. Und irgendwann standen in seinem WG-Zimmer mehrere Kisten mit Hängematten. Knapp drei Jahre später, im Jahr 2017, setzte er den Shop auf und dann gab es HÄNG.
Dann hat er die Hängematten zu Beginn also erst mal unter der Hand weitergegeben?
Ja, genau. Er ging auf Festivals und verkaufte die Produkte quasi aus dem Campervan. Als es ihm dann irgendwann zu viel wurde, weil die Nachfrage stieg, startete er den Shop.
Hatte er da auch schon das Unternehmen gegründet?
Ne, gegründet hat er erst, als Vincent mit ins Boot gekommen ist. Die Tullius & Hommel GbR gibt es seit Ende 2017/Anfang 2018. Das war der Zeitpunkt, an dem er merkte, dass das Ding so groß geworden ist, dass er das nicht mehr alleine schafft. Und da haben sie dann auch gegründet.
Du meintest ja vorhin, Tobi wäre nicht zufrieden gewesen mit den Produkten, die es damals auf dem Markt gab, aber auch nicht mit seinen eigenen. Er feilte so lange an seiner Hängematte rum, bis er zufrieden war. Würdest du sagen, dass dein Chef Tobi Perfektionist ist bzw. eine perfektionistische Einstellung besitzt?
Eigentlich das komplette Gegenteil. Tobis Leitspruch ist: „better done than perfect“, das ist so die Mentalität, mit der wir hier bei HÄNG an Aufgaben gehen. Soll heißen, es ist überhaupt nicht schlimm, wenn ein Fehler passiert, dann wissen wir es fürs nächste Mal. Ich glaube, ihn bockt das halt einfach, aus diesen Fehlern zu lernen und jedes Mal einen Schritt weiter zu gehen und dazuzulernen.
Wie kam er auf die Fallschirmseide?
Das ist tatsächlich so ein Ding in der Ultraleicht-Szene. Fallschirmseide ist ein sehr leichtes und reißfestes Material, trotz der sehr dünnen Konsistenz. Und dadurch, dass es so fein ist, ist es auch sehr leicht. Es gibt aber auch andere Produkte aus Fallschirmseide, natürlich in unterschiedlicher Qualität. Und dann hat er gedacht, das probiert er einfach mal aus.
Das ist mir nicht entgangen, dass die HÄNG-Hängematte super dünn ist. Ich habe noch ein Modell von Decathlon, welche aus dickerem Material besteht.
Viele von den günstigeren Anbieter:innen nehmen halt ganz normales Nylon, also Plastik. Aber da gibt es eben auch Abstufungen.
Welche wären das?
Einfach was die Reißfestigkeit und die Dicke angeht.
Fallschirmseide ist also ein hochwertiges Material. Was bedeutet das für die Umwelt, wenn man darauf in der Produktion zurückgreift?
Es ist halt, das muss man auch ehrlicherweise zugestehen, Plastik. Aber dadurch, dass es verhältnismäßig rissfest ist, kann man sich ziemlich sicher sein, dass es nicht so schnell kaputt geht und dadurch entsteht wiederum weniger Müll – im Vergleich zu einer günstigeren Hängematte, die vielleicht nach dem dritten Mal drin liegen reißt und dann weggeworfen wird.
Ich muss gestehen, ich hatte einen kurzen Augenblick Panik, dass die HÄNG durchreißen könnte, als ich mich zum ersten Mal reingelegt habe.
Ach Gott, nein. 200 Kilogramm hält die locker aus! Bei Festivals haben wir sie auch schon zu dritt oder viert getestet. Das ist natürlich ohne Gewähr, – aber man kann sich da langsam antasten.

Spielt es dabei eine Rolle an was oder wie die Hängematte befestigt wurde?
Ja, auf jeden Fall. Wichtig ist auch, dass der Stoff beim Reinsetzen nicht den Boden berührt. Wenn du dich nämlich reinsetzt und dein Popo dabei den Stoff am Boden schleift, dann reibt das Material über den Grund und da gibt auch die beste Fallschirmseide irgendwann nach, wenn zum Beispiel kleine Steine auf der Erde liegen.
Hast du eine Empfehlung, wie man die Hängematte am besten und auch am sichersten anbringt?
Der Sweet-Spot ist, wenn die Hängematte beim Einstieg ungefähr kniehoch hängt. Andernfalls hängt sie zu hoch und du musst dich beim Reinklettern „abrackern“. Ideal ist es, wenn sie wie eine Banane durchhängt. Das ist ganz wichtig. Die Aufhängung ist aber grundsätzlich schon so konzipiert, dass, wenn du unser Produkt einmal um den Baum gewickelt hast und festziehst, eigentlich nichts mehr schief gehen kann.

Das Anbringen ist mir dank der vorgenähten Schlaufen sehr leichtgefallen. Bei meiner Decathlon muss ich knoten. Das dauert länger und hinzu kommt das Risiko, dass der Knoten aufgehen könnte, wenn ich darin liege.
Ja, das ist ultranervig, oder?
Ja, vor allem habe ich‘s nicht so mit Knoten.
Aber das ist halt auch so ein Aspekt, der Tobi wichtig war: dass es nicht lange dauert. Dass Menschen nicht genervt sind, bevor sie die Hängematte überhaupt erst angebracht haben. Eine Hängematte ist ja der Inbegriff von Entspannung. Und warum sollte dich eine Sache nerven, die dich eigentlich auflockern soll. Je schneller das Ding angebracht ist, desto schneller kannst du chillen.
Sehe ich auch so.
Wir haben das mit verschiedenen Content-Creator:innen getestet. Die haben das alle in den 60 Sekunden, die wir auch auf der Website angeben, geschafft. Das funktioniert wirklich gut.
Kann ich bestätigen. Ich habe dir ja im Vorfeld erzählt, dass wir die HÄNG in einer Fußgängerzone in Neukölln aufgehängt haben.
(Tanita lacht)



Neben der HÄNG habe ich noch den BÄG von euch zugeschickt bekommen, der im Übrigen mein neuer Lieblingsrucksack ist. Welche Produkte habt ihr noch bei euch im Shop?
Wir haben noch eine Campingdecke, die DÄCKE, – die man auch als Sonnensegel benutzen kann und ganz neu im Sortiment ist der FÄNNY Pack. Das sind die vier großen Produkte, die wir aktuell haben.
Wo werden die Produkte produziert?
Aktuell werden unsere Sachen noch in China hergestellt. Wir arbeiten schon eine ganze Weile daran, dass wir das Ganze nach Europa verlegen, was aus diversen Gründen zum aktuellen Zeitpunkt nicht umsetzbar ist. Jedoch ist Vincent regelmäßig vor Ort, wenn es die Pandemie zulässt und prüft die Produktionsstandards. Dabei handelt es sich um unser eigenes Design, das in einer Fabrik – die wir auch schon von innen gesehen haben – gefertigt wird, das wir vorab inspiziert haben. Die Produkte kommen dann mit dem Schiff von China hier her, von wo sie mit dem Zug weitertransportiert werden.

Nicht besonders nachhaltig, oder?
Klar, Transportwege mit dem Schiff sind nicht so nachhaltig, wie kurze Lieferwege. Aber unsere gesamte Lieferkette – also auch der Schiffs- und Zugtransport – ist schon CO2-kompensiert. Und von unserem Lager aus versenden wir die Pakete dann mit DHL GoGreen an unsere Kund:innen. Das sind kleine Schnittstellen, die für uns machbar sind und an denen wir aktuell ansetzen.
Ich würde gerne noch mal zu Tobi und seiner Gründungsgeschichte zurückkommen. Wir hatten ja bereits darüber gesprochen, dass er die ersten Jahre alleine war. Mit Vincent bildete sich dann das HÄNG-Team. Aus meiner Erfahrung als Gründerin weiß ich, – ich war zehn Monate alleine, bis ich mir Unterstützung suchte, – dass diese Zeit sehr anstrengend sein kann. Wie ging es Tobi damit?
Er hat den Verkauf gemacht, das Produktdesign, Marketing – Tobi hat alles gemacht. Und hat das glaube ich lange Zeit auch als Hobby nebenbei laufen lassen. Für ihn war es nicht gleich an seine Existenz gebunden. Und deshalb hat er sich anfangs relativ wenig Druck gemacht. Als er dann jedoch merkte, dass die Hängemattenproduktion vielleicht auch ein richtiger Fulltime-Job werden könnte, wurde ihm klar, dass er die Arbeit in diesem Umfang nicht weiter alleine schafft. Aus Erzählungen weiß ich, dass er sich im Nachgang fragte, warum er sich nicht schon viel eher jemanden ins Boot geholt hatte.
Warum?
Einfach, weil es Dinge gibt, die er nicht gut kann. Tobi hasst zum Beispiel alles, was mit Zahlen zu tun hat: Steuererklärungen, Controlling und diesen ganzen Kram. Dafür hat er Vincent dazu geholt. Ich glaube, Vincents Mama war Buchhalterin. Er hat mal gesagt, dass er mit dem Taschenrechner in der Hand aufgewachsen ist. All das, was Tobi nicht mag, liegt ihm und deshalb war es eine sehr sinnvolle Ergänzung. Als ich dann Ende 2020 dazu kam, gab es außer mir schon eine Marketingmanagerin und eine Werkstudierende. Da hatten sich die beiden gerade langsam ans Arbeitgeber sein angetastet. Von der 1-Man-Show zum Zweier-Team, das gegründet hat, bis hin zu „jetzt sind wie auf einmal Arbeitgebende, die Mitarbeiter:innen haben“.
Fühle ich. Wir sind aktuell zehn Leute und hatten im April unsere erste Praktikantin.
Ich stelle mir das total wild vor. Ich meine, Tobi und Vincent waren noch nicht mal 30, als sie plötzlich Chefs wurden. Ich erinnere mich noch an mein Vorstellungsgespräch, – was per Zoom stattfand. Beide chillten auf dem Sofa oder lagen im Bett. Ich, aufgestylt mit meiner Business Attire, dachte nur: ok, this is not what I expected. Es war komplett anders als jedes Vorstellungsgespräch, das ich zuvor hatte. Wir waren sofort per Du. Ich fühlte mich sehr auf Augenhöhe mit den beiden.
Was unterscheidet die Arbeit bei HÄNG für dich von deinen bisherigen Arbeitgeber:innen?
Sehr viel. Zum einen die Tatsache, dass ich nicht mehr jeden Tag ins Büro kommen muss – wir haben kein Büro. Das liegt auch nicht jedem, ich glaube, das muss man wirklich wollen. Es gibt Menschen, die genießen das Miteinander im Office, – ich brauche das nicht. Ich mag es, dass ich meine Ruhe habe in meinen eigenen vier Wänden, im Park oder von wo aus ich halt arbeite. Hinzu kommt der Umstand, dass ich keinen Druck von außen gemacht bekomme. Klar gibt es auch mal eine Deadline, die wird dann aber auch rechtzeitig kommuniziert. Und wenn es mal schnell gehen muss, dann macht es die Person, die die Deadline vorgegeben hat, selbst. Das ist eine unglaubliche Erleichterung.

Geht mir auch so. Seitdem ich remote arbeite, fühle ich mich zufriedener.
Es ist halt nicht so, dass jemand die ganze Zeit hinter mir steht und sagt: „Oh, was machst du da und warum hast du da jetzt drauf geklickt und warum geht das nicht schneller?“. Was ich am Homeoffice auch sehr genieße, ist, dass ich meiner eigenen Arbeitsweise folgen kann. Wenn ich an einer Aufgabe arbeite und dann entweder eine Blockade erreiche oder einfach keine Lust mehr auf diese eine Aufgabe habe, unabhängig davon, ob diese fertig ist oder nicht, kann ich gleich zum nächsten Projekt springen. Das geht in einem 9 to 5-Bürojob nicht unbedingt. Da kann ich schlecht sagen, dass ich keinen Bock mehr auf den/die Kund:in habe und jetzt etwas anders machen möchte und das ist bei HÄNG sehr angenehm.
Ihr habt also viel Freiheit bei der Arbeit.
Voll! Du kannst es dir wie ein bezahltes Praktikum vorstellen. Wir können alles ausprobieren, jede Idee einbringen und einmal durchtesten, unabhängig davon, ob das nun Geld kostet oder nicht.
Wie kommuniziert ihr innerhalb des Teams?
Wir haben verschiedene Sachen getestet. Als ich angefangen habe, waren wir noch bei Skype. Das kostet aber ab einer bestimmten Anzahl an Team-Members Geld, weshalb wir mittlerweile auf kostenlose Alternativen umgestiegen sind. Für die schriftliche Kommunikation nutzen wir Slack und dann haben wir noch ein virtuelles Büro auf Gather. Das ist eine Plattform, auf der man wie in einer Gaming-Software Räume bauen kann. Jede:r von uns hat einen Avatar und inzwischen haben wir auch einen Bürohund (lacht).
Wie läuft die interne Kommunikation bei euch ab?
Einmal die Woche haben wir ein Weekly, – da bringen sich alle auf den neusten Stand und wir erzählen einander, was wir am Wochenende gemacht haben. Damit auch die menschliche Komponente nicht untergeht und der Zugang zueinander da ist, da wir uns ja sonst kaum sehen. Alle zwei Wochen findet zudem unser Marketingtreffen statt und außerdem haben wir noch ein Supporttreffen. Also ein Kund:innenservicetreffen, bei dem sich die Teammembers austauschen können.
Wie lange geht so ein Weekly bei euch?
Angesetzt ist es für eine halbe Stunde. Es kommt halt darauf an, wie viele Neuigkeiten es gibt, – je nachdem kann es auch mal eine Stunde gehen. Meistens halten wir die 30 Minuten aber ein.
Bei uns ist das ähnlich. Wie ihr haben auch wir einmal die Woche ein großes Meeting, jedoch ist unser Zeit-Management noch im Ausbau (lacht). Denn auch uns ist es wichtig, dass das Zwischenmenschliche Raum erhält. So finden wir auch unsere Themen und erhalten Wertschätzung voneinander.
Ja, eben und Menschen kaufen nur bei Menschen und Menschen wollen auch nur mit Menschen arbeiten. Also ich will schon wissen, wie es der Person geht, mit der ich jetzt ein größeres Projekt am Laufen habe. Weil ansonsten, wenn ich jetzt zum Beispiel sehe, Person XY hat eine Aufgabe nicht erfüllt, frage ich mich, woran das gelegen haben könnte. Das würde ich nicht wissen, wenn ich nicht einmal in der Woche einen persönlichen Check-in hätte.

Was zudem Frustration vermeiden kann.
Eben. Ich glaube, das ist Tobi und Vincent ganz wichtig. Das war auch ein Pain Point ganz am Anfang, weil die beiden nicht in derselben Stadt leben. Vincent sitzt in München und Tobi in Leipzig. Das heißt, die beiden haben anfangs primär virtuell kommuniziert und einmal im halben Jahr treffen sie sich, um die Dinge persönlich zu besprechen. Aus Erzählungen weiß ich, dass es anfangs beiden schwerfiel, die Befindlichkeiten des jeweils anderen herauszuhören. Wodurch sich auch mal Meinungsverschiedenheiten und Reibereien ergeben haben. Und inzwischen ist es so, dass wenn sie das Gefühl haben, es geht einer Person aus dem Team nicht gut, sie nach dem Weekly das Gespräch suchen, um nachzufragen, ob sie etwas für diese Person tun können.
Kommunikation ist für uns auch ein großes Thema. Wie wir miteinander kommunizieren, aber auch, wer welche Kommunikation braucht. Daran arbeiten wir seit der Gründung. Was uns geholfen hat, interne Konflikte zu lösen. Mit gewaltfreier Kommunikation hatte ich zu Beginn meine Schwierigkeiten. In dem Sinne von: Keine Schuldzuweisungen, keinen Druck ausüben und Wertschätzung aussprechen.
Dafür haben wir einmal im Monat ein Zielvereinbarungsgespräch. Dort sprechen alle Mitarbeiter:innen von HÄNG mit Tobi und Vincent über ihre Pläne und Ziele des folgenden Monats – auf Augenhöhe. Das funktioniert auch deshalb so gut, weil die beiden nicht nur danach fragen, was wir im vergangenen Monat gemacht haben und welche Pläne wir für den nächsten haben, sondern auch darum, nach Feedback fragen. Was finden wir gut und was eher weniger. Woran könnten wir vielleicht noch arbeiten? Das ist auch nicht Gang und gebe, dass der/die Chef:in fragt, ob er/sie irgendwas falsch gemacht hat oder ob es etwas gibt, was wir richtig scheiße an ihm/ihr finden. Das kannte ich vorher nicht, dass der Arbeitgebende ein Interesse daran haben könnte, sich selbst zu verbessern.
Auf eurer Homepage habe ich gelesen, dass jede:r von euch einen eigenen Verantwortungsbereich hat. Wie kam das?
Der Hintergedanke ist, dass jede:r seinen/ihren eigenen Bereich hat, für diesen auch zu Hundertprozent die volle Verantwortung trägt. Das heißt, wenn ich jetzt etwas anfange, das Projekt auch in meiner Verantwortung liegt und nehmen wir mal an, ich brauche dabei Hilfe und gebe Person XY diese Aufgabe und diese beginnt mich zu ghosten, weil sie meine Nachricht vielleicht nicht gesehen hat, dann ist das Ding aber trotzdem in meiner Verantwortung. Also bin ich die Person, die Person XY auf den „Sack“ gehen muss. Das klingt stressiger als es ist, aber der Gedanke dahinter ist, dass es eben meine Verpflichtung ist, dass dieses Projekt erfolgreich wird. Natürlich kann ich mir Unterstützung holen, aber wenn diese eben nicht gleich kommt, dann ist es meine Aufgabe, Deadlines zu kommunizieren, um da quasi am Ball zu bleiben. Ich glaube, darum geht es viel mehr, dass wir Verantwortung für die Aufgaben übernehmen, die wir haben.

Was steckt hinter dem New-Work-Arbeitsmodell?
Zusammengefasst arbeiten wir bis auf unseren Freelancer Alex, der sich bis vor Kurzem noch aus Russland um das SEO kümmerte, in ganz Deutschland verteilt. Dadurch arbeiten wir über unterschiedliche Zeitzonen hinweg, was durch das Remote arbeiten, aber kein Problem für uns ist. Es ist generell aber so, dass jede:r zu den Zeiten arbeiten kann, wann es für die jeweilige Person passt, – solange die Aufgaben erledigt werden, ist das Tobi und Vincent egal.
Ihr habt also keine festen Arbeitszeiten?
Nein.
Was hat es mit dem Eden Reforestation Project auf sich und warum ist euch das Projekt wichtig?
2019 haben wir die erste Spende getätigt. Wichtig ist uns das Projekt, weil Klimawandel real ist. Und wir die Menschheit zerstören tagtäglich so viel Lebensraum von Tierarten und damit auch unser eigenes Klima und deswegen haben wir uns dazu entschieden, dass wir mit unseren Umsätzen ja etwas Guten tun können. Deswegen wird für jede Bestellung immer pauschal zwei Bäume gepflanzt – egal ob du eine Hängematte oder einen Rucksack kaufst. Man hat die Möglichkeit, als geneigte Kund:in auch noch zusätzliche Spenden mit dazu zu buchen, wenn man das möchte. Zum Beispiel 10, 20 oder 50 Bäume.
Was kostet das den/die Kund:in?
1 Euro pro Baum.
Wo werden die Bäume gepflanzt?
Das Projekt pflanzt weltweit. In vielen afrikanischen Ländern wie Madagaskar. Das Land ist von Dürren und Hungersnöten betroffen oder auch in Mosambik, Kenia, Äthiopien oder auf den Philippinen. Doch soweit ich informiert bin, werden unsere Bäume auf Madagaskar gepflanzt. Das besondere daran ist, dass da nicht einfach eine westliche Organisation hinkommt, Baumsetzlinge hinsetzt und dann wieder verschwindet. Sondern dass die Projektleiter:innen mit den Leuten vor Ort zusammenarbeiten. Bäuer:innen, Landbesitzer:innen und Farmer:innen werden da mit ins Boot geholt, die dann quasi die ganze Pflege dieser Setzlinge übernehmen. Sie pflanzen die Bäume und sie kümmern sich eben auch darum, dass die Bäume nicht wieder ausgerissen werden, dass sie gegossen werden und so weiter. Das hat auch gleich noch den Bonus, dass damit etwas gegen die Armut vor Ort getan werden kann und dass die Brachflächen, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, wieder bewaldet werden und nicht mehr gewildert wird. Das ist ein sehr nachhaltiges Baumpflanzen, was uns sehr wichtig ist.
Ist das eure Art, den Bäumen wieder etwas zurückzugeben?
Natürlich ist das auch angelehnt an: Ohne Bäume, keine Hängematten! Wobei wir auch schon viele kreative Wege ohne Bäume gesehen haben, die Hängematten zu befestigen. Aber klar, wenn wir keine Bäume mehr hätten, wäre das Abhängen in der Hängematte irgendwie traurig. Und darüber hinaus spenden wir halt 2,5 Prozent von unserem Jahresgewinn an gemeinnützige, wohltätige Organisationen. Immer zum Tag des Black Friday, weil wir Rabattschlachten blöd finden und finden: Kapitalismus kann man machen, muss man aber nicht. Und stattdessen spenden wir halt von den Einnahmen dieses Tages meistens 100 Prozent des Gewinns.
Kann man überhaupt noch Geld machen, wenn man den Kapitalismus nicht unterstützen möchte?
Man kann schon überleben, – man kann auch gut leben. Wir haben ja auch relativ viele Mitarbeitende, die deutlich über dem Mindestlohn verdienen. Als ich angefangen habe, verdiente ich als Werkstudierende 11 Euro, was ich schon nicht schlecht fand. Und trotzdem kann man die Firma gut am Laufen halten. Aber natürlich geben wir nicht unseren kompletten Gewinn weg, das wäre gelogen und das würde auch nicht gehen. Doch das, was am Ende übrig bleibt, was uns nicht wehtut, wenn es fehlt, das geben wir weiter.
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Autor:innen
Ist in Nürnberg aufgewachsen, brach erfolgreich drei Studiengänge ab und entdeckte ihre Leidenschaft für den Journalismus durch ein Praktikum in einer Musikredaktion. 2019 gründete sie das DIEVERPEILTE-Magazin. Themenschwerpunkte sind Mental Health, Krankheiten, soziale Ungerechtigkeit, Sexualität und Drogen.