Es gibt diese Leute, vor denen musst du dich in acht nehmen.
Sie bewundern dich, sie beanspruchen deine Zeit und
sie besitzen dich. Also nicht wirklich. Das denken sie aber.
Natürlich sind sie nicht alle so, doch die, die es sind, können
gefährlich werden. Und manchmal ist es gut, dies im Hinterkopf
zu behalten. Vertrau auf dein Gefühl, wenn es schlecht ist, hat
es seinen Grund. Wenn es gut ist, hinterfrage es auch mal.
Ein Beispiel. Ich habe diese Freundin, sie ist wunderschön,
talentiert, selbstbewusst und auch ein wenig einsam.
Sie kommt immer an diese Typen, die ihr nicht guttun.
Manchmal bekommt sie diese Nachrichten. „Ich will dich
kennenlernen, wollen wir uns sehen?“. Sie weiß, dass Treffen
wie diese meist böse enden. Zu oft schon musste sie diese
Erfahrung machen.
Manchmal liegt sie daheim, ganz allein in ihrem Bett. Wünscht
sich Ablenkung, neue Bekanntschaften oder interessante
Gespräche. Vielleicht auch nur ein Abenteuer.
In Momenten wie diesen fallen ihr die Nachrichten
ein, und sie denkt: „Warum nicht? Was kann es schon schaden?“.
Letzte Woche, da traf sie sich wieder mit so einem Mann aus
dem Internet. Er hatte sie zuvor in einer Gasse erkannt, nachdem
er sie auf Instagram stalkte. Er schmeichelte ihr immer wieder.
Naja, sie verabredeten sich. Verbrachten einen ganzen Abend draußen im
Park. Führten nette Gespräche, konnten sogar ein wenig lachen.
Doch dann, dann fing er an, sie zu bedrängen. Küsste sie. Sie drehte
den Kopf weg, und er, er probierte es weiter. Immer wieder. Ließ nicht
locker. Sagte, sie sei die Richtige für ihn. Sie brauche keinen anderen.
Irgendwann, da wurde es zu viel. Als er zur Toilette ging, ergriff sie
die Flucht und rannte nach Hause. So schnell wie es eben ging.
Immer wieder bekam sie Nachrichten von ihm. „Hallo, wo bist du?“, „Willst
du mich verarschen?“,„Du verkackst es gerade!“, „Ich suche dich, warum lässt
du dich nicht suchen?“ und so weiter. Mehr als 50 WhatsApp erreichten sie.
Innerhalb der nächsten Stunde. Ihr blieb also nichts anderes übrig, als ihn
zu blockieren. Dummerweise erzählte sie ihm, in welchem Viertel sie lebt.
Nicht die Straße, doch die Gegend. Ein paar Tage später lauerte er ihr dort
auf. Sah sie nicht, doch sie ihn. Angst machte sich breit in ihr.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Männer ihr so gefährlich nahekommen.
Ihre Grenzen nicht akzeptieren wollen, und für schlechte Träume sorgen.
Einmal erhielt sie über Jahre hinweg Liebesbriefe von einem Mann, der sich
als ihr Lehrer ausgab. Weitere Male waren es die Kollegen. Also pass auf,
wen du in dein Leben lässt, und sei auf der Hut. Am Ende sind
wir alle gleich, fürchten uns vor der Einsamkeit und treffen Entscheidungen,
deren Ende nicht vorhersehbar ist. Du bist manchmal zu naiv, und ich
weiß schon jetzt etwas, was du nicht weißt. Vielleicht.
Autor:innen
Ist in Nürnberg aufgewachsen, brach erfolgreich drei Studiengänge ab und entdeckte ihre Leidenschaft für den Journalismus durch ein Praktikum in einer Musikredaktion. 2019 gründete sie das DIEVERPEILTE-Magazin. Themenschwerpunkte sind Mental Health, Krankheiten, soziale Ungerechtigkeit, Sexualität und Drogen.