signal
ich schick dir ständig lieder
auch wenn du nicht jedes hörst
und ich mach damit weiter,
hoffe dass es dich nicht stört.
ist wie ein signal: hier ist alles gut.
denn für: ich liebe dich
fehlt uns noch der mut.
der moment vor‘m ersten kuss
unter neckisch blauen augen
liegen geschürzte rote lippen,
plötzliche stille auf dem raum
und ich würd’ dich gerne küssen.
ein klein moment noch warten
auf diesen einen augenblick,
in dem die welt aufhört zu atmen
und ich ziehe dich an mich.
nur ein bruchteil von sekunden
fast so wie ein herzschlag lang,
doch noch länger als die stunden
und mir wird ganz kurz bang.
der moment vor‘m ersten kuss
im anbetracht des augenblicks
und wie es in deinen augen blitzt,
das verlangen aus dein augen spricht,
du mich mit deinen augen stichst.
bin ich wortlos, wie die meiste zeit,
nur eine sekunde, die meistens bleibt,
doch so lang, wie einer stunde gleich,
ob mir das zum mut holen reicht?
küss mich
küss mich länger,
küss mich mehr,
die herzen leicht,
die lippen schwer.
die köpfe voll
vom roten wein,
schön kann doch
das leben sein.
zu zweit im frühling
stunden liegen auf dem rasen,
besoffen zu zweit in dei’m garten,
gedanken kreisen unter‘m baum,
lass uns lieber noch ein baun.
nix mehr fühlen.
nix mehr denken.
stunden liegen auf dei‘m sofa,
mit sportzigartten ins koma,
gedanken kreisen bis zur decke,
der blick gerichtet auf die ecke.
nix mehr fühlen.
nix mehr denken.
stunden liegen in dei‘m bett,
nur grasgeruch und rauer sex,
gedanken kreisen aus‘n fenstern,
und ich denke nicht mehr an gestern.
lust
auf dei‘m parfüm steht „lust“
wie ein versprechen.
beim ersten zagen kuss,
roch es nach dei’m
süßlich schweren duft
und irgendwo zwischen
wangenknochen und schlüsselbein
verlor’ ich das denken.
und dein geruch hängt
noch im raum, wie der rauch
und wie im rausch beraubt von dir,
denke ich an dein versprechen
und dass auf der flasche „lust“ stand.
versaut
ich find dich wundervoll
und wundervoll versaut,
wie wundervoll du schaust,
wenn du nackt im bett
eine rauchst und wie
der rauch im raum
seine runden dreht,
sich einig stille auf
uns legt, wie der rauch
rauszieht und du
mich wieder ausziehst.
alles ist so wundervoll
und du wundervoll versaut.
ansehen/ausziehen
ich muss dich ansehen,
oh lass dich ansehen,
wenn du dich ausziehst,
lass mich dich ansehen,
wenn du dich hinlegst,
lass mich nicht liegen,
wenn du gehst, dann
nimm mich mit, denn
ich will fliegen.
ich spüre noch
ich spüre noch
die blässe deiner fingerspitzen
auf dem rücken meiner nase kitzeln.
ich spüre noch
die wärme deines atems
beim ansatz meines haares.
ich höre noch
das flüstern deiner worte,
wie dein duft in meiner nase,
den geruch all unserer orte.
und ich habe noch
deine versprechen auf der zunge.
ich kenne noch
jedes losungswort,
jedes geheimnis,
du sagtest immer:
bitte wein’ nicht.
ich schließe meine augen,
doch seh dann nur deine.
ich sollte das ja nie
doch ich glaub‘, ich weine.
Foto: Katha
Eines der prägendsten Stilmittel von Tilmann Schanze ist, konsequent alles klein zu schreiben. Deswegen heute ein Beitrag in kleinen Buchstaben.

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Autor:innen
War bis 2022 Redakteur bei DIEVERPEILTE. Hat Brandmanagement im Master
studiert. Seine Themenschwerpunkte sind Gesellschaftpolitik, Kultur- und
Arbeitsthemen.