…blieb nicht so hängen wie mein zweiter Besuch im Club mit der „härtesten Tür“ der Welt – oder zumindest Berlins. Hämmernde Bässe und nackte, verschwitzte Körper. Ungefähr so stellst du dir vermutlich den bekannten Techno-Club vor, wenn du bisher nur davon gehört hast. So ganz falsch ist das auch nicht. So wirklich nachvollziehen, wovon immer alle reden, konnte ich nach meiner ersten Nacht nicht. Ich meine die Musik, die Anlage, die Leute: alles hat gepasst! Aber die wilden Mythen und Geschichten, wie „crazy es im Berghain ist“, konnte ich so nicht beobachten. Das änderte sich bei meinem zweiten Besuch!
Im November 2018 standen mein Freund, meine beste Freundin und ich in der scheinbar endlos langen Schlange vorm Hain. Damals lebte ich noch nicht in Berlin und war für ein Wochenende zu Besuch, welches wir gebührend abrunden wollten – indem wir Feiern gehen. Als wir die meisten Künstler:innen ausgecheckt hatten, die an diesem Abend in den Berliner Clubs auflegten, stellten wir fest, dass das Berghain musikalisch gesehen am besten ausgestattet ist. Zumindest für uns. Leider schwingt dort immer eine gewisse „Angst“ mit, denn die Wahrscheinlichkeit, abgewiesen zu werden und stundenlang sinnlos in der Kälte rumzustehen, ist vergleichsweise hoch.
Wir hatten Glück! Nachdem wir alle drei am Türsteher vorbei waren und unsere Jacken abgegeben hatten, wurde es Zeit für den Raucherraum. Ich weiß nicht, wie das bei dir ist, ob du auch eine feste Reihenfolge hast, in welcher du alles im Club erledigst, sobald du angekommen bist. Für uns geht es nach der Garderobe (und vielleicht der Bar noch) in den Raucherbereich, um erst mal anzukommen. Wir fangen also an, uns zu unterhalten, da höre ich nur noch „Fuck“ und sehe meiner Freundin dabei zu, wie sie ihre Zahnkrone in die Hand spuckt. Nach nicht mal zehn Minuten im Club.
Die Frau an der Kasse lacht, während sie ihr eine Stück Alufolie für die rausgefallene Krone hinhält. Du kannst dir sicher vorstellen, wie das Ding in Folie eingewickelt aussieht. Als wäre das nicht schon die Krönung unseres Abends, bekomme ich die Ehre, mir den Fingernagel am Wasserhahn abzubrechen. Was sich hier vielleicht nach Jammern auf hohem Niveau anhört, ist ein Daumen, der nicht aufhören möchte, zu bluten und den restlichen Abend brennt.
Ich muss gestehen, durch diese etwas außergewöhnlichen Vorfälle ist nicht viel mehr hängen geblieben. Was ich weiß, ist, dass Musik und Anlage extrem gut waren. Achja, und die Toilettengänge waren ebenfalls sehr einprägsam – Minimum 20 Minuten Wartezeit. Nachdem ich es endlich auf das erlösende Örtchen geschafft hatte, fand ich so ziemlich alles vor, was dort nicht hingehört. Fünf Menschen, die daran scheitern, sich gleichzeitig aus der kleinen Kabine zu quetschen, schwarze Latexhandschuhe und pinke Doppeldildos – also genau so, wie es immer erzählt wird! Zu viel verraten möchte ich jedoch nicht, denn es gibt nicht ohne Grund ein striktes Fotografie- und Filmverbot.
Und auch die zahlreichen Mythen, die sich um das Berghain ranken, sind nicht nur erfunden. Ein Club, wie ich ihn so noch nie erlebt habe. Zu behaupten, dass das der beste Club der Welt ist, klingt jedoch falsch. Das sieht jede:r anders. Es ist aber ein Ort, an welchem gute Musik, interessante Menschen und eine unbeschreibliche Freiheit zusammenkommen. Alles, was eine Clubnacht braucht, um bei mir einen faszinierenden Eindruck zu hinterlassen. Und darum sollte es doch im Endeffekt gehen oder?
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Autor:innen
Seit 2020 Redakteurin bei DIEVERPEILTE. Hat Kommunikationswissenschaften studiert und machte 2022 ihren Master in Journalismus. Themenschwerpunkte sind Gesellschaftspolitik, Mental Health und Musik.
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