Kennst du eigentlich die Story von mir und meinem Kumpel Till? Wir haben uns in Köln kennengelernt, weil ich seinen DJ-Buddy Philipp aka Stoff interviewte. Danach hat er mich auf ein Secret Beach Festival nach Rhodos eingeladen. Seitdem sind wir Freunde. Till ist 23, lebt mittlerweile in Berlin und macht gerade eine Ausbildung bei Stil vor Talent. Ich mag ihn besonders deswegen, weil er sich seine Freizeit mit Musik vertreibt – ganz egal, ob es ums Hören, Entdecken oder Spielen geht. Außerdem ist er auch ein bisschen verpeilt, wodurch er bei mir einen besonders sympathischen Eindruck hinterlassen hat. Nicht zu vergessen die Bummbock-Partys, auf denen all das gespielt wird, was mein Herz begehrt. Im Fokus steht jedoch die elektronische Musik. Und weil Till so ein Gute-Laune-Mensch ist, möchte ich euch seine Person und die mit sich führenden DJ-Skills natürlich nicht vorenthalten.
DIEVERPEILTE: Wie bist du eigentlich zur elektronischen Musik gekommen?
Till Schröder: Das kam mit meinem ersten Clubbesuch mit ca. 16/17 Jahren im Odonien in Köln. Damals war mir noch nicht klar, dass diese Musik mal einen besonderen Stellenwert in meinem Leben haben würde oder dass ich so was überhaupt in meinem Alltag hören würde. Was mir aber sofort klar war: Nie wieder würde ich auf andere nicht-elektronische Partys gehen. Der Grund dafür war vor allem, wie diese Partyszene auf mich wirkte.
Wie denn?
Mir gefiel, wie die Partybesucher miteinander umgingen, dass sich alles um die Musik drehte und dass Individualität und Kollektivgefühl gleichermaßen einen Platz erhalten. Ich spürte eine Toleranz und Zwanglosigkeit, wie ich sie von Abipartys oder Ähnlichem bei Weitem nicht kannte. Umso öfter ich dann auf Veranstaltungen mit elektronischer Musik ging, desto mehr wuchs mein Interesse an den Tracks, die auf den Partys gespielt wurden. Ich fing an, sie auch mal im Alltag zu hören.
Und dann?
Der richtungsweisende Wendepunkt kam für mich aber schließlich 2016, als ich mit meinem damaligen Schulfreund und heutigen DJ-Partner Philipp für einen Paul Kalkbrenner-Gig einen Ausflug nach Berlin unternahm. Dieser Live-Auftritt hat mich so sehr beeindruckt wie vorher noch keine einzige musikalische Darbietung. Philipp und ich waren damals fast eine ganze Woche in Berlin, in der wir das erste Mal in die Berliner Club- und Technoszene schnuppern konnten. Diese Woche werden wir beide wahrscheinlich nie vergessen.
Inwiefern?
Der Wunsch, selbst aktiv zu werden, richtig aufzulegen und eigene Musik zu produzieren, bestand bereits vor dem Berlinbesuch. Aber erst nach dieser Woche packte uns der Eifer, die Planung eines eigenen Events in die Hand zu nehmen, um vor tanzendem Publikum technoide House-Musik zu spielen. Wenig später setzten wir unsere Pläne um. Nach diesem ersten Event war klar: Das sollte nicht das letzte Mal sein.
Und wie war das mit dem Auflegen?
Dazu habe ich ja bei der vorherigen Frage schon einiges beantwortet. Die erste konkrete Berührung mit CDJs und Mischpult habe ich meinem Schulfreund Ben zu verdanken. An seinem Equipment hat er mir erste Techniken gezeigt und mich ausprobieren lassen. Ben war es auch, der mir nach dem Abi einen einfachen DJ-Controller zum Üben schenkte. So konnte ich zu Hause im Schlafzimmer selbstständig erste Tracks mixen. Mit meinem Job in der Kölner Tanzbar Zum scheuen Reh erhielt ich dann nicht nur die Möglichkeit, genug Geld für die Aufbesserung meines Equipments zu verdienen, sondern fand auch eine super Anlaufstelle, um meine Ideen aus der Schlafzimmersphäre rauszutragen. Meine Kontakte ins Scheue Reh verhalfen meinen Freunden und mir direkt zu einer Plattform für unsere Musik und Eventideen. Damit entstand auch Bummbock.
Seit 2018 mähst du bei Bummbock, erzähl doch mal was das ist.
Bummbock haben meine Freunde Philipp, Ben, Micha, Simon und ich zusammen gegründet, um als Kollektiv unsere Vorstellungen von Events umsetzen zu können.
Was ist deine Aufgabe im Kollektiv?
Bei Bummbock bin ich Resident DJ. Meistens lege ich als DJ-Duo zusammen mit Philipp unter dem Alias Stoff & Tüte auf. Ansonsten sind kreative Ideenentwicklung, Netzwerkpflege und vor allem die Planung und Koordination von Events, wenn nicht gerade eine Pandemie herrscht, meine Kernaufgaben in unserem Team.
Was hörst du so?
Am liebsten höre ich momentan House, Disco, Elektro, Afro, Breaks, aber auch deepere, technoide, Ambient, Jazz oder Reggae artige Stücke. Ich bin also nicht gerade festgelegt. Entscheidend für die Auswahl von Musik ist für mich eher das Gefühl, das ein Track transportiert oder unterstützt. Jedes Setting verlangt meiner Meinung nach unterschiedliche Impulse. Beispielsweise braucht ein Open Air bei blauem Himmel und Sonnenschein einen anderen musikalischen Vibe als ein darkes Clubsetting.
Und dein stilistischer Werdegang in den letzten Jahren?
So divers war mein Musikgeschmack noch nicht von Anfang an. Als Teenie haben mich erst mal Old School-Hip Hop und Reggae begeistert. Meine ersten Clubbesuche haben mich dann auf die elektronische Musik aufmerksam gemacht. Hier war Stil vor Talent witzigerweise eine der ersten Anlaufstellen, über die ich auf Tracks und Künstler gestoßen bin.
Magst du uns was über Stil vor Talent erzählen?
Bei Stil vor Talent arbeite ich nun seit einem knappen Jahr. Dort bin ich vor allem in den Bereichen der visuellen und grafischen Abwicklung tätig. Das heißt, ich gestalte visuelles Begleitmaterial für unsere Release, Künstler:innen und Events. Ansonsten bin ich noch für unseren physischen Vertrieb verantwortlich. Die Arbeit vereint für mich meine großen Leidenschaften: Musik, Szene und Kunst.
Hat sich dein Musikgeschmack durch die Arbeit dort verändert bzw. von der Arbeit beeinflussen lassen?
Einen großen Umbruch kann ich nicht direkt festmachen. Mein Musikgeschmack war schon vor meiner Arbeit dort anschlussfähig an das musikalische Konzept des Labels. Mein Arbeitsumfeld bietet mir natürlich viel Anregung und Input in Sachen Musik, die auch meine musikalische Wahrnehmung fundieren. Die Arbeit ist definitiv auch ein Motor fürs eigene Kreativwerden.
Wieso hörst du Vinyl?
Mir gefällt die Haptik von Vinylplatten und -cover schon immer. Ich mag es, dass Platten im Gegensatz zu digitalen Musikangeboten die Tracks so greifbar machen. Man legt die Nadel auf eine bestimmte Tonspur der Platte und so lange diese läuft, wird ein Stück gespielt.
Seit wann suchtest du?
2017 habe ich mir den Plattenspieler meines Opas abgeholt und gleich noch einen Turntable zum Auflegen dazu gekauft. Seitdem sammle ich auch Vinyl. An meine ersten House- und Techno-Vinyls bin ich über Kompakt gekommen, wo mein Kumpel Philipp arbeitet. Durch den persönlichen Bezug zu Kompakt lernte ich eine DJ- und Musikszene kennen, die viel mit Vinyl zu tun hat. Das hat mich inspiriert.
Lieblingsplattenläden?
Kompakt (Köln), Oye Records (Berlin) und Mitte Musik (Berlin).
Deine Top 5 Lieblingsplatten?
01 Lake People – Phase Transition (mule musiq)
02 Nick Höppner – Folk (Ostgut Ton)
03 Pankananda – Auf Seiner Veranda (Festplatten)
04 Stil vor Talent – Digital 2 (Stil vor Talent)
05 Bob Marley & The Wailers with Peter Tosh (Calla)
FOTO: @meritmurx
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Autor:innen
Ist in Nürnberg aufgewachsen, brach erfolgreich drei Studiengänge ab und entdeckte ihre Leidenschaft für den Journalismus durch ein Praktikum in einer Musikredaktion. 2019 gründete sie das DIEVERPEILTE-Magazin. Themenschwerpunkte sind Mental Health, Krankheiten, soziale Ungerechtigkeit, Sexualität und Drogen.