Je älter die Leute werden, desto mehr geht es um das Geld. Oder zumindest kommt mir das oft so vor. Wo ich mit meinen Freund:innen noch darüber besinne, dass ein Beruf mich erfüllen soll, werde ich von meinen Großeltern gefragt, ob ich damit auch genug verdienen werde. In zehn Jahren denke ich vielleicht auch nur mehr darüber nach, in welchen Fonds ich das Ersparte aus meinem Vollzeit-Gehalt investiere und wie hoch mein Pensionsanspruch schon ist. Die Welt drängt uns die Vorstellung auf, dass viele Dinge nun mal so sind, wie sie sind und man sich dem System nur fügen kann. Kapitalismuskritik hin oder her, am Ende des Tages muss auch ich Miete zahlen und am Ende des Lebens brauche auch ich noch Geld, wenn ich nicht mehr arbeiten kann. Gegen diesen Druck wehre ich mich. Es muss auch möglich sein, ein gutes Leben zu führen, ohne sich nur nach dem Geld zu richten. Um mehr darüber herauszufinden, wie nahe ich diesem jungen Gedanken tatsächlich stehe, habe ich meine zwölfjährige Schwester Filippa gefragt, was sie denn eigentlich über ihr Taschengeld denkt.

DIEVERPEILTE: Wie viel Taschengeld bekommst du denn?
Filippa: Fünf Euro im Monat, seit ich letztes Jahr ins Gymnasium gekommen bin. Davor habe ich zwei Euro bekommen und das so seit der 3. Klasse Volksschule.

Bekommst du es bar oder überwiesen? 
Meine Mama gibt es mir in bar, weil ich noch kein Konto habe. Ich gebe es dann in meinen Beutel.

[Sie zeigt mir einen korallenroten Beutel mit Tintenfischen drauf, etwas größer als Scheckkartenformat.]

Das ist aus Kroatien. Den habe ich mir selber gekauft, aber mit Kuna.

Hättest du gerne ein Konto für dein Geld?
Ich hätte lieber eine Karte, mit der ich es ausgeben kann, wenn meine Mama es überweist. Aber ich darf nicht. Mama sagt ich bin noch zu klein [sie äfft unsere Mutter nach]. Ich weiß nicht, wieso sie das sagt. Sie meint auch, dass ich gut mit Geld umgehen kann. Generell zahle ich lieber mit Karte als bar. So muss ich kein Geld herumschleppen und bekomme kein Wechselgeld. Ich hasse Kleingeld, das ist so dreckig.

Das ist es tatsächlich. Was machst du dann mit dem Geld?
Zuerst gebe ich es in den Beutel und wenn ich etwas finde, das ich gerne hätte, überlege ich mir, ob ich das wirklich brauche. Wenn es dann mehr kostet als ich habe, spare ich. Wenn nicht, kaufe ich es mir. Aber auch wenn ich etwas Cooles sehe, das ich unbedingt haben möchte überlege ich noch ein bisschen.

Kaufst du auch so Kleinigkeiten? Im Supermarkt oder einen Kaffee?
Einen Kaffee? Nö. Kaffee mache ich mir selbst. Wenn ich irgendwas zu essen brauche oder Süßigkeiten haben will, dann kriege ich sie von Mama oder Papa.

Was sind denn so die Sachen, die du dir kaufst? 
Stifte. Tausende Stifte (lacht). Ich glaube, ich habe mehr als hundert. Nein, viel mehr als hundert. In einer Stiftebox sind allein 125 drin. Letztens habe ich mir richtig Coole gekauft.

[Sie zeigt mir eine große Box mit Textmarkern]

Das sind 15 Marker! Sonst habe ich Brush Pens — ganz viele —  Wasserfarbenstifte, Kreidestifte, Buntstifte, Filzstifte und Textmarker eben. Gibt es noch mehr Stifte? Ich kenne nicht mehr, aber ich habe sehr viele (sie grinst).

Kaufst du dir auch andere Sachen als Stifte?
Ja, aber nicht viele. Zum Beispiel, hmm, Radiergummi.

(Ich lache) Was war das Teuerste, das du dir je gekauft hast?
Auch Stifte. Ein 125er Pack Buntstifte um 150 Euro.

Wie lange hast du dafür gespart?
Nicht lang. Ich bekomme von meiner Oma auch ein bisschen was. Immer so 10 Euro, wenn sie kommt. Aber ich habe auch sehr viel gespart. Es waren sicher mal 500 Euro in meinem Beutel. Dann habe ich sie irgendwann ausgegeben, aber es ist immer noch einiges drin. 

Sparst du jetzt gerade auf etwas?
Ne. Ich habe auf ein iPad gespart. Eigentlich wollte ich es mir selbst kaufen, aber dann habe ich das von meinem Papa bekommen.

Hättest du gerne mehr Taschengeld?
Nein, ich brauche kein Taschengeld.

Wieso das denn?
Ich will es nicht bekommen, weil ich es zu schnell ausgebe. Mir ist lieber, wenn ich von der Mama zum Beispiel nach einem Jahr das ganze Geld bekomme und dann etwas Bestimmtes kaufen kann. Wenn ich es jeden Monat bekomme, geht es einfach weg.

Was hältst du generell so von Geld?
Ich finde es sinnlos, man kann ja auch tauschen. Warum soll man etwas hergeben? Also man tauscht eigentlich eh, aber warum nicht einfach Sache gegen Sache? Dann kann man zwar sagen, dass man mehr oder bessere Dinge hat als jemand anders, aber nicht einfach eine Zahl. Mit Geld geht das, aber niemand würde doch zählen, wie viele Dinge man besitzt! Wenn ich das mit meinem ganzen Zimmer machen müsste, das wäre sehr viel Arbeit (lacht).

Dieser Text erschien zuerst auf DIEVERPEILTE .

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War bis November 2022 Redakteurin bei DIEVERPEILTE. Hat Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften in Wien studiert und befindet sich aktuell im
Philosophiestudium. Themenschwerpunkte sind Gesellschaft, Wirtschaft und
Poltik.   

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