Niemand kennt mich lange genug, um meine Gedanken zu kennen,
die ständig in wechselnden Gestalten kommen und gehen.
Niemand kennt ihre Spiele, die sie mir spielen.
Niemand weiß, wie sehr ich unter ihrer Garderobenwahl leide
und Niemand sieht das Unberechenbare in ihnen.
Niemand erkennt mein tiefstes Ich,
welches immer noch schräge Zähne, kleine Füße und
Unsicherheit in sich (er)trägt.
Niemand versteht, was mich nicht schlafen lässt,
wenn alt verdrängte Erinnerungen meine Realität schwächt.
Niemand hielt mich sicher, als Niemand bei mir war.
Doch wenn man älter wird und die kleinen Füße größer werden,
kann Niemand dich noch halten?
Niemand kann mich noch beschützen,
solange Niemand nicht schneller wächst als ich.
Meine Gedanken wechseln immer noch ihre Gestalten,
spielen mir immer noch Streiche,
ziehen mich immer noch auf
und flüstern mir zu, wie sehr ich Niemanden brauche.
Niemand sieht mich an.
Niemand sieht mich wachsen
und Niemand klatscht.
Niemand jubelt und Niemand weiß,
dass es Zeit ist, die kleinen Füße,
die schrägen Zähne
und die Unsicherheit in meinen Augen loszulassen.
So wie ich weiß,
dass es Zeit ist, Niemanden loszulassen.
Und als Niemand geht,
geht auch ein Teil von mir mit ihr.

FOTO: Sophie Unterbuchberger

Dieser Text erschien zuerst auf DIEVERPEILTE. 

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War bis November 2022 Redakteurin bei DIEVERPEILTE. Hat Politikwissenschaften studiert und 2022 erfolgreich abgebrochen. Ihre Themenschwerpunkte sind Gesellschaft, Politik und Mental Health.

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