Das heißt für Monika: lieben und begehren jenseits der monogamen Cis-Heteronormativität, unterschiedliche sexuelle Orientierung, aber auch das Nichteinhalten von typischen Geschlechterrollen in der Sexualität oder monogame Vorstellungen von Liebe infrage stellen. Menschen leben in nicht-monogamen Beziehungen. Das ist auch mir aufgefallen. Da es aber viele verschiedene Arten gibt, sie zu leben und die Vereinbarungen oft vor den Betroffenen geheim gehalten werden, fehlt es an Beispielen für diejenigen, die neu dabei sind und eine Anleitung brauchen – findet die Fotografin Monika Jia Rui Scherer (25) und zeigt die Beziehungen von fünf queeren jungen Erwachsenen. Mit ihrem Projekt zielt sie darauf ab, die alternativen Formen platonischer, romantischer und/oder sexueller Intimität aufzuzeigen, die sie miteinander verbinden.
Dass es Selbstreflexion und ein gutes Kommunikationsvermögen braucht, wenn man die vorgegebenen Bahnen der Gesellschaft verlässt, lernte Monika im Laufe ihrer Fotoarbeit kennen. „Die Menschen, denen ich innerhalb des Projekts begegnete, hatten ein sehr reflektiertes Verhältnis mit ihrer eigenen Sexualität und Beziehungsvorstellungen. Auch scheint es ein stetiger Prozess zu sein, mit Bedürfnissen und Gefühlen, die sich immer ändern können“ – dafür ist jedoch eine gewisse Flexibilität nötig. Monika sagt: „Es geht nicht darum, keine Eifersucht zu empfinden, sondern darum, einen bewussten Umgang damit zu lernen. Das kann eine bereichernde Freiheit mit sich bringen.“
Die Wahlschweizerin befand sich in einer langjährigen heterosexuellen Beziehung, als sie begann, die Norm, in der sie lebte, infrage zu stellen. Die Kamera ist für sie ein Instrument, um mehr über etwas zu erfahren und lernen: „Also suchte ich Menschen, die ein offeneres Verständnis von Liebe und Sexualität hatten, als ich es kannte“. Dadurch stellte sie fest, dass das Ideal der freien Liebe möglicherweise eines ist, dass sie selbst nie erreichen würde. „Ich weiß immer noch nicht, welches Beziehungsmodell zu mir passt“, sagt sie. Aber sie finde auch, dass es wichtig sei, eigene Normen zu hinterfragen, um herauszufinden, wie man leben möchte.
Wenn man mit mehr als einer Person schläft, spiele Transparenz eine wichtige Rolle: Ehrliche Kommunikation, Verantwortungsbewusstsein, Respekt und regelmäßig stattfinde Tests. „Alle Menschen, mit denen ich im Rahmen des Projektes darüber sprach, hatten einen bewussten Umgang damit. Das half mir persönlich, um das Thema Geschlechtskrankheiten und Tests offen mit potenziellen Sexualpartner:innen anzusprechen“.
Für die Zukunft wünscht sich die Fotografin mehr Visibilität von alternativen Beziehungsmodellen, ohne dass diese abgewertet werden. Und das braucht vor allem: Akzeptanz.







Alle Fotografien © Monika Jia Rui Scherer „queer lieben“ 2019

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Autor:innen
Ist in Nürnberg aufgewachsen, brach erfolgreich drei Studiengänge ab und entdeckte ihre Leidenschaft für den Journalismus durch ein Praktikum in einer Musikredaktion. 2019 gründete sie das DIEVERPEILTE-Magazin. Themenschwerpunkte sind Mental Health, Krankheiten, soziale Ungerechtigkeit, Sexualität und Drogen.