Immer dann, wenn ich das Spiel „Ich habe noch nie“ spiele, gibt es diese eine Sache, bei der ich garantiert trinken muss. Dreier. Gleichzeitig erinnert mich das Trinkspiel auch an die traurige Realität, dass ich mein Verlangen nach Sex zu dritt noch nicht stillen konnte. Der Wunsch ist da, doch eine Fantasie wie diese auszuleben, ist nicht immer einfach. Pärchen haben ja schon ihre Schwierigkeiten damit, die passende dritte Person zu finden. Wie soll es mir denn da als Single ergehen? Immerhin bin ich auf der Suche nach gleich zwei wundervollen Menschen! Aus diesem Grund habe ich beschlossen, auf den passenden Moment zu warten und vorerst nicht auf die Jagd zu gehen. Vor Kurzem unterhielt ich mich mit einer guten Freundin über das Thema. Sie berichtete mir von ihrer Geschichte, als sie ein harmonisches Abenteuer mit einem Paar durchlebte. Um das Ganze zu veranschaulichen, habe ich die Story möglichst bildhaft beschrieben. Zudem wollte ich schon immer mal einen Erotikroman schreiben…
Meine Freundin ist ein bisschen schüchtern, was das Thema angeht, und möchte anonym bleiben, daher habe ich mir das Pseudonym Lu für sie ausgedacht. Die Namen des Pärchens sind mir nicht bekannt, daher belebe ich sie mit den Namen Maurice und Rachel.
Als Lu mit den letzten Feinschliffen an sich fertig ist, schaut sie sich ein letztes Mal im Spiegel an und lächelt. Irgendetwas ist anders als sonst. Sie fühlt sich so gut in ihrer Haut wie schon lange nicht mehr. Sie kippt den letzten Schluck ihres süßlichen Rotweins runter und macht sich auf den Weg zu einem Club in der Innenstadt. Als sie ankommt, warten ihre Freunde schon sehnsüchtig an der Tür. Küsschen hier, Küsschen da. »Viel Spaß!«, wünscht ihnen der Türsteher, der zuvor noch den Stempel auf ihrem Unterarm abdrückte. Die heiße Luft im Inneren umhüllt sie wie einen Schleier. Sie gehen im Dunklen die Treppen hinunter und befinden sich unmittelbar auf der Tanzfläche. Max, mit dem sie sich des Öfteren für ungezwungenen Sex verabredet drückt ihr ein kühles Bier in die Hand. Der Rest der Crew ist bereits in der Dunkelheit verschwunden. Sie schließt die Augen, genießt die Musik und ist glücklich, dass sie die Möglichkeit hat, Abende wie diese auskosten zu können. Während sie die Welt um sich herum vergisst, weiß sie bei einem Blick auf die Uhr nicht so recht, wie die Zeit so schnell verfliegen konnte. Die Party ist zu Ende. Der Großteil ihrer Freunde verabschiedet sich mit einem liebevollen Küsschen auf die Wange von ihr. »Wie siehts aus, ziehen wir weiter?«, fragt sie Max, der sie mit seiner guten Laune ansteckt.
Grinsend machen sie sich auf in Richtung Afterhour, die sich an der nächsten Ecke befindet. Auch diesmal bekommen sie ein freundliches »Viel Spaß!« zur Begrüßung und begeben sich an die Kasse. Max spendiert den Eintritt, während Lu zwei frische Bier organisiert. Der Raum ist viel kleiner als der Club zuvor. Das sparsam verwendete Licht macht die Location zu einem kuscheligen Ort, an dem man sich in der Dunkelheit verlaufen möchte. Es ist 7 Uhr morgens und der Laden ist brechend voll. Lu drängelt sich an den vielen Menschen vorbei und sichert sich einen entspannten Platz auf dem Dancefloor. Sie fühlt sich wie eine Göttin, während sie ihre Arme in langsamen kreisenden Bewegungen um ihren Körper schlängelt. Das entflammte Feuer, das sie dabei ausstrahlt, fällt besonders den männlichen Gästen auf. Mit Sprüchen wie »Hey, du warst doch vorher schon im Horst!«, probieren drei Männer in Folge, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Lu lächelt freundlich zurück und konzentriert sich wieder auf die berauschenden Klänge, die der Anlage entfliehen. Gerührt von den Worten eines schwulen Mannes, der ihr ein Kompliment über ihre schöne Energie macht, zündet sie sich eine Zigarette an. Sie steht vor dem DJ-Pult. Max unterhält sich währenddessen im hinteren Teil des Clubs mit einer Freundin. Der DJ zwinkert ihr zu. Um nicht unhöflich zu erscheinen, zwinkert sie frech zurück. Er winkt sie zu sich, anscheinend möchte er ihr etwas geben. Sie geht zu ihm hoch und er fragt »Hast du Lust auf einen Shot?«. »Klar, warum nicht?«, lacht sie ihn an und kippt den Vodka in einem Zug runter.
Zurück auf der Tanzfläche blüht ihre Libido nun komplett auf. Ihre Stimmung auf dem Höhepunkt, an morgen ist nicht zu denken. Aus diesem vollkommenen Moment heraus, fühlt sich ein junges Pärchen von ihrer lebensfrohen Dynamik scheinbar magisch angezogen. Verträumt, wie Lu nun mal ist, bemerkt sie nicht, dass die beiden sie beobachten. Aus dem Augenwinkel heraus entdeckt sie wenig später eine Frau, die auf einmal neben ihr steht und sie ansieht. Sie legt ihre Hand ganz sanft auf Lus Schulter, als sie ihr ins Ohr flüstert: »Ich würde dich jetzt sehr gerne küssen«. Sie schaut die attraktive Frau an, die übrigens Rachel heißt und gibt ihr einen leidenschaftlichen Kuss. Nachdem sie ihre Augen öffnet und in Rachels braune Augen schaut, fällt ihr der Typ neben ihr auf. »Möchtest du meinen Freund auch küssen?«, erwidert Rachel ihren verwirrten Blick. Maurice gefällt ihr, also antwortet sie mit einem »wenn das für dich wirklich in Ordnung ist, dann ja« auf ihre Frage. Rachel nickt lächelnd. Daraufhin drückt Maurice seine weichen Lippen auf ihre.
Überwältigt von den Umständen, die sich Lu gerade offenbaren, schaut sie die beiden verlegen an. Dann die entscheidende Frage: »Hast du Lust, heute mit uns nach Hause zu fahren?«. Sie denkt an Max und daran, dass sie ihn nicht alleine lassen möchte. Daher schüttelt sie wehmütig den Kopf und verabschiedet sich schweren Herzens. Als ihr Kumpel sie besorgt danach fragt, ob alles okay ist, erzählt sie ihm von dem Paar. »Frag doch, ob ich mitkommen darf.«, erwidert er in der Hoffnung auf einen Vierer. Sie geht zurück, um das Pärchen um Erlaubnis zu bitten. »Nein, das kommt für uns nicht infrage. Wir möchten nur dich.«, lehnen sie schulterzuckend ab. Selbstsicher beschließt sie, mit den beiden mitzufahren. Sie wartet schon so lange auf eine Situation wie diese und verabschiedet sich mit einer innigen Umarmung entschuldigend von Max.
Das Taxi steht schon bereit, nachdem sie sich auf den Weg zu Rachels Wohnung machen. Die warmen Sonnenstrahlen brennen in ihren müden Augen, als sie sich ins Auto setzt. Mit einem kleinen Ruck fangen die Reifen an zu rollen und das lustvolle Spiel beginnt. Lu in der Mitte, links daneben Rachel, rechts von ihr Maurice. Rachels Hand streift ganz sanft über ihren linken Oberschenkel. Maurice leckt sich über seine sinnlichen Lippen, als er den beiden dabei zusieht. Er streift rechtsseitig über ihren anderen Schenkel, während seine zweite Hand Lus Finger auf seinen erregten Schritt führt. Die Lust, die sie dabei überkommt, ist kaum auszuhalten. Der Taxifahrer hält an. »Wir sind da!«, erklärt ihr Rachel mit einem liebevollen Blick. Sie begleichen die Rechnung und steigen aufgeregt aus. Die Mitbewohnerin macht ihnen einladend die Tür auf. Sie kocht den dreien noch heißes Wasser für einen Pfefferminztee auf, während sie die Tür zu Rachels Zimmer öffnen.
Als Lu den hellen Raum entdeckt, fühlt sie sich wie zu Hause. Rachels Zimmer hat keine Vorhänge, sodass das Sonnenlicht ungestört herein strahlen kann. Eine Matratze liegt auf dem Holzboden. Die beiden Frauen teilen sich noch einen Joint auf der Fensterbank, währenddessen führen sie ein wenig Smalltalk. Lu nimmt den letzten Zug und drückt den Stummel im Aschenbecher aus. Sie sind bereit. Abwechselnd helfen sie sich nun aus ihren verschwitzten Shirts heraus, dabei fällt den beiden Frauen auf, dass sie dasselbe Tattoo haben. Ein Ohmzeichen. Überwältigt von dem Gefühl der Verbundenheit gibt sich Lu den beiden hin und genießt dankbar ihr kleines Abenteuer. Nacheinander kommen alle drei, wobei sich Maurice seinen Orgasmus bis zum Schluss aufhebt. Nach dem Sex liegen die drei verschlungen in Rachels Bett. »Du musst nicht glauben, dass du nach dem Sex gleich gehen musst. Du kannst gerne mit uns kuscheln«, bieten ihr die beiden glücklich an. Um den unvergesslichen Moment festzuhalten, bittet Maurice sie um ein Selfie. Zum Abschied erzählen sie Lu, dass sie ihnen bereits von Anfang an aufgefallen ist. Sie machte einen eleganten Eindruck beim Tanzen und gefiel ihnen auf Anhieb. Als sich Lu ein paar Stunden später von den beiden verabschiedet, ist sie dankbar für diesen schönen Moment, den sie mit diesen zwei wundervollen Menschen teilen durfte und blinzelt strahlend in die Sonne.
Im Interview verrät mir Lu noch, worauf es bei einem perfekten Dreier für sie ankommt:
Wann kam der Wunsch bei dir auf, einen Dreier zu haben?
Vor einem Jahr. Das war damals, als ich ein paar Leute aus einer Komune kennenlernte, die ziemlich offen innerhalb ihres Freundeskreis waren. Sie gingen sehr offen mit ihrer Sexualität um. Ich fand das sehr schön, dass man so etwas miteinander teilen kann. Wo es in einer Gruppe nur um Sex geht, ohne Schwierigkeiten dabei zu haben und nur die Leidenschaft im Vordergrund steht. Damals war ich 21. Es gab des öfteren Situationen, wo wir zu viert im Bett lagen und miteinander rummachten. Es kam es aber nie zum Sex. Ich fand das super interessant und wollte es gerne mal ausprobieren.
Warum hattest du nicht schon früher einen Dreier?
Weil es sich nicht ergeben hat. Ich war davor schon mal mit zwei Freunden im Bett, aber sie wollte dann nicht. Und als wir zu viert auf der Matratze lagen, ging der eine Junge mit dem anderen Mädchen in ein Zimmer. Ich blieb mit dem anderen im Bett. Es hatte sich einfach nicht ergeben. Und ich wollte so etwas auch nicht erzwingen, weil ich wusste, dass ich irgendwann mal einen haben werde. Als ich dann meinen ersten Dreier hatte, wurde mir bewusst, dass ich diesen mit den beiden haben sollte, weil die erste Erfahrung mit ihnen so wunderschön war.
Was war das entscheidende Kriterium, dass du mit den beiden mitgegangen bist?
Nachdem ich „Nein“ sagte, kam der Wunsch in mir auf, dass ich mitgehen möchte. Mir wurde bewusst, dass es das Richtige ist. Und sie gefielen mir beide optisch sehr gut.
Wie waren die Vibes zwischen euch?
Sehr gut. Wir waren auf einer Wellenlänge. Das merkte man schon bei den Gesprächen. Es war so unkompliziert. Und ich fühlte mich einfach wohl bei ihnen. Es war einfach was Schönes.
Wie hast du dich während dem Sex gefühlt?
Selbstbewusst und begehrt. Und wohl.
Wie danach?
Ich war glücklich, weil es so schön war. Ich fühlte mich wie entjungfert, weil es auch das erste Mal war, dass ich mit einer Frau Sex hatte.
Was macht einen guten Dreier für dich aus?
Die Harmonie. Dass man sich auf einer gewissen Ebene gut versteht, auch wenn man sich nicht kennt. Und das man sich nicht aussen vor fühlt. Etwas harmonisches sollte in der Luft liegen. Ich fand es schön, dass wir alles was zu tun hatten. Wir hatten Sex und es fühlte sich so natürlich an. Ich musste nicht überlegen, was ich als Nächstes tun muss, sondern es fühlte sich richtig und normal an.
Was macht einen schlechten Dreier für dich aus?
Ich fände es nicht cool, wenn nicht alle drei involviert wären. Und man sich gegenseitig angreift. Oder wenn sich jemand benachteiligt fühlt, dann braucht man keinen Dreier haben. Die Gruppenlust macht es aus.
Möchtest du wieder einen haben?
Ja. Ich hätte auch voll gerne mal eine Orgie.
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Autor:innen
Ist in Nürnberg aufgewachsen, brach erfolgreich drei Studiengänge ab und entdeckte ihre Leidenschaft für den Journalismus durch ein Praktikum in einer Musikredaktion. 2019 gründete sie das DIEVERPEILTE-Magazin. Themenschwerpunkte sind Mental Health, Krankheiten, soziale Ungerechtigkeit, Sexualität und Drogen.