Als ich zum allerersten Mal ein Klavier gesehen habe, das war bei meiner Einschulung, habe ich so lange auf meinen Lehrer eingeredet, bis er mich in der Aula hin und wieder die Tasten berühren lies. Der Auftritt eines Schülers, die damit verbundenen Klänge und diese wunderbare Atmosphäre, die sich in der Aula breit machte, faszinierten mich schon, als ich noch ein kleiner Junge war. Professionellen Unterricht nahm ich danach nicht, Noten lesen kann ich heute noch nicht. Ich wollte aus eigener Freiheit heraus lernen, wie man das Instrument bespielt. Damals habe ich mich wie der tollste kleine Pianist gefühlt, der jemals die Erde betreten hat. Der Gott von Musikvorführungen hat mir etwas in den Weg geworfen, das so majestätisch war, dass ich es nicht leugnen konnte. Meine jungfräulichen Ohren waren ein Treffer für ihre süßen Töne, ihre Harmonien und die Liebe, die klang, als würde sie auf dem Rücken eines Vogels durch eine andere Welt reiten.

Einige Jahre später (zu Ehren meines Geburtstages):

Meine Eltern gingen mit mir in den Spielzeugladen, damit ich mir ein Geschenk aussuchen konnte. Ich habe mich nicht für die Sachen interessiert, die sie dort hatten, mich juckte eigentlich nur die Musikabteilung. Dort hatten sie Klavier und Gitarre. Inzwischen verstehe ich es, aber damals wollten mir meine Eltern keine Gitarre kaufen. Sie war einfach zu teuer. Und ich war zu jung. Wenn es nach ihnen ging. Drei Jahre voller Gitarrenträume später schenkte mir meine Tante mein heiß geliebtes Instrument zum Geburtstag. Sie hatte immer versucht, mich so gut es geht, mit der Musik zu unterstützen. Ihr Mann war Musiker.

Mit 13 erfüllte ich mir einen großen Traum und baute mir zusammen mit meinem damaligen besten Freund ein eigenes Studio. Seine Eltern hatten einen freien Dachboden, den wir für unsere Zwecke umbauen durften. Wir brauchten nur ein paar Gipsplatten und schon konnten wir loslegen. Das ganze Ding konnten wir niemals mit Equipment füllen, dafür hatten wir kein Geld. Uns reichte es schon, Besitzer einer Gesangskabine mit guter Akustik zu sein. Denn wir wollten aufnehmen. Zu der Zeit, als ich noch 13 war, produzierte ich lediglich ein paar einfache Hip-Hop Beats und nebenbei, wenn es die Zeit zuließ, nahm ich ein paar Rapper aus dem Freundeskreis auf und produzierte sie. Fußballspielen oder Abhängen bei den anderen war nicht mein Ding.

Ich sage immer, „Nur die Musik macht meinen Kopf frei“. Wenn ich Musik produziere oder einen Gig habe, sind alle Gedanken stillgelegt. Außer die, die ich an die Musik habe. Ich denke an nichts anderes, außer an das Jetzt. Klar, es ist ein bisschen ungewöhnlich und vielleicht schnulzig für Großteile der Gesellschaft, aber ich leugne nicht, dass ich manchmal Tage hatte, in denen ich nur aufgrund meiner Musik so richtig entspannen und abschalten konnte. Gleichzeitig ist da aber auch diese Energie und Euphorie, die ich manchmal erst nach meiner Playtime wahrnehme.

Wieder einige Jahre später (mir ist das absolut nicht peinlich!):

Mein erster Auftritt vor einem richtigem Publikum! Leider nicht in einem Club, sondern auf der Geburtstagsfeier meiner Tante. Es war ihr 30. Geburtstag. Eine indische Mottoparty. Damals spielte ich noch Hip-Hop, dazu etwas gemischte Musik, damit alle ihren Spaß haben. Na gut, ein bisschen peinlich ist es mir schon.

Doch dann, als ich die elektronische Musik mit ihren hypnotisierenden Klängen für mich entdeckte, fing ich an, mich selbst besser kennenzulernen, und wurde zu dem Mann, der ich heute bin. Noch heute hilft sie mir dabei, Dinge auszudrücken und Menschen zu berühren, ganz ohne Gesang. Durch die Szene entdeckte ich eine Gelassenheit und Offenheit, die ich zuvor noch nie erlebt hatte.

Meinen ersten richtigen Gig als Techno-DJ hatte ich im Jahr 2016. Es war die Afterhour meiner Geburtstagsparty. Und ja, viele Dinge in meinem Leben starteten mit meinem Geburtstag. Das war im Neu-Ulmer Klangdeck, wo ich dann nachher auch eigene Partys veranstaltete. Später dann spielte ich auf dem Freiflug und als ich nach Stuttgart umzog, schmiss ich meine eigene Veranstaltungsreihe im Kirchheimer Club Milchbar. Dort gewann ich übrigens auch einen Newcomer Contest! Irgendwann haben sie dichtgemacht. Nebenbei hatte ich immer fleißig zu tun. Da waren zum Beispiel Auftritte auf Open Airs wie Munich Secret, Echos of Nature oder Land der Träume. Auch ein paar Clubs waren mit dabei. Da wäre zum einen der Bunker in Neu-Ulm, Gleis 44, das legendäre Douala oder der Rules Club. Nur, um ein paar davon zu nennen.

Und wieder einige Jahre später (genau genommen 2019):

Mein erster Gig auf einer DanceWithUs-Party. Das ist eine Eventreihe aus Ulm. Die gibt es schon seit über zehn Jahren. Ich kenne den Veranstalter schon etwas länger. Oliver Loud, mein Kumpel, brachte mich da rein. Er hat mich von Anfang an mit meiner Karriere unterstützt und mittlerweile zählt er zu meinen engsten Freunden. Und da er schon seit der Gründung mit dabei ist, war es auch nur eine Frage der Zeit, bis ich selbst mal an die Mischanlage durfte. Seitdem bin ich ein fester Bestandteil der Crew. Das macht mich sehr glücklich.

Wie du vielleicht schon gemerkt hast, läuft bei mir nichts ohne Musik. Ich liebe die Vertrautheit und Verbundenheit, die sie mit sich bringt. Die Freundschaften, den Spaß, die Glücksgefühle und die Kraft, die sie mir gibt. Die Musik hilft mir dabei, mich so auszudrücken, wie ich es gerne möchte, aber nicht immer kann.

Und wenn du nach so jemanden wie mir suchst, der sich zwischen druckvollen, treibenden, tanzbaren und vor allem mitreißenden Klängen bewegt, die ihren Einfluss aus Minimal und Hip-Hop beziehen, dann sollten wir uns kennenlernen.

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Ist in Nürnberg aufgewachsen, brach erfolgreich drei Studiengänge ab und entdeckte ihre Leidenschaft für den Journalismus durch ein Praktikum in einer Musikredaktion. 2019 gründete sie das DIEVERPEILTE-Magazin. Themenschwerpunkte sind Mental Health, Krankheiten, soziale Ungerechtigkeit, Sexualität und Drogen.

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