Alles wiederholt sich irgendwie, doch was ich früher in der BRAVO las, will ich mit meinen Kindern lieber persönlich besprechen. Meine beiden Mitspielerinnen sind elf und acht Jahre alt. Die Pubertät naht also – und das wirft Fragen auf.
Wir spielen OH WOMAN, das sich am Strategiespiel Kalaha adaptiert. 40 Fragen und Antworten behandeln das Thema Periode, Zyklus und Körper. Ich finde mich in einem Aufklärungsdialog wieder:
»Periodenblut besteht nur aus Blut«, lese ich. Zwei große Augenpaare betrachten mich. »Falsch«, antworte ich mir selbst und bin mir sicher, dass ich diesen Fakt – von mir aus – niemals angesprochen hätte. Die Elfjährige registriert die Aussage mit einem selbstbewussten »Aha!«.Sie überlegt kurz, dann sagt sie: »Was ist dann da noch drin? Zellen oder wie?« Ich bin überrascht und bestätige ihre Vermutung. »Nachts soll man keine Tampons tragen«, lese ich auf der zweiten Karte. »Ja und Nein«, füge ich hinzu. »Tampons. Was ist das?«, fragt die Achtjährige. Ich erkläre es ihr und denke: Ohne diese Spielsituation hätte ich kein Gespräch darüber angefangen. Doch mit den neutralen Karten wird mir klar, dass ich in meiner aufklärenden Funktion als Elternteil gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlage. Es ist effektiv und informativ. Keiner fühlt sich unwohl. Wir trinken Tee und essen Kekse.
»Während der Pero-ide – was, ah! – Periode hat man schlechte Laune. Richtig oder falsch?«, liest die Achtjährige auf der nächsten Karte. »Falsch«, antwortet sie selbst wie aus der Pistole geschossen. »Woher weißt du das?«, frage ich sie lachend. »Dann hätten viel mehr Frauen schlechte Laune«, schlussfolgert sie selbstbewusst. Das lasse ich so stehen.


»Während jedes Zyklus hat man einen Eisprung«, liest die Elfjährige und bis wir besprechen, dass die Antwort falsch ist, erkläre ich, was ein Eisprung und ein Zyklus ist.
»Vor einer gynäkologischen Untersuchung sollte man sich rasieren«, lese ich. »Wozu?«, fragt die Elfjährige. Wir sprechen über Trends und Schönheitsideale – die kommen und gehen. Ich habe den Eindruck, dass es mit der passenden Methode und bewusster Offenheit im Gespräch gut möglich ist, sämtliche Schamgefühle gekonnt zu umgehen. Sehr angenehm.
»Während des Zyklus riecht man anders.« What???, denke ich. »Was war noch mal Zyklus und riecht man wirklich anders?«, fragt die Achtjährige. Ja klar – ähm nein, ich mein’ jein!, zitiert mein Kopf den Refrain von Fettes Brot. Ich bin amüsiert und erstaunt – meine Fehlerquote lag bei geschätzten 20 Prozent. Und dabei betrifft es mich genauso. Doch wirklich beschäftigt haben mich viele Themen nie – weil wenige offen darüber reden. Das bedeutet jedoch nicht, dass das für jedes Mädchen gilt.
Ziel von OH WOMAN ist es, möglichst viele Blutstropfen in der eigenen “Binde” – auf dem Spielbrett – zu sammeln. Nachdem wir uns mehrmals in der Situation wiederfinden, dass alle schweigend in die Karten vertieft sind, begegnet uns im Spielverlauf noch der eine oder andere witzige Lesefehler, weil Begriffe wie Periode, Östrogen oder Zyklus für die zwei eben noch Fremdworte sind. Wir unterhalten uns offen, herzerwärmend und selbstbewusst über Dinge, die Mädchen unsicher machen können.
OH WOMAN macht es leichter, über Aufklärung zu sprechen und ermöglicht den spielerischen Zugang zu wichtigen Fragestellungen. Mir persönlich ersparte es wahrscheinlich so manche peinliche Stille. Jede Frage wurde offen aufgenommen und interessiert durchdacht. Je nach Aufmerksamkeitsspanne und Alter des Kindes bietet OH WOMAN von Mal zu Mal neue Gesprächsinhalte – und erweiternde Kartensets.
Die erste Monatsblutung setzt ungefähr zwischen dem 11. und 14. Lebensjahr ein und wird fachsprachlich auch als Menarche bezeichnet. Ein Viertel der Weltbevölkerung sind potentiell Menstruierende.*
Menstruierende Menschen haben bis zu 500 Mal im Leben ihre Periode, bis zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr die Wechseljahre einsetzen.*
Das sind meines Erachtens genug Gründe, um offener und informativer mit dem Thema umzugehen.
Das Aufklärungsspiel findest du auf der OH WOHMAN-Website. Du kannst ihnen auch auf Instagram folgen.

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Autor:innen
Ist seit 2021 Redakteurin & Lektorin bei DIEVERPEILTE. Arbeitet in einer onkologischen Tagesklinik und veröffentlichte 2020 ihr erstes Buch. Ihre Themenschwerpunkte sind Gesellschaft und Bewusstsein.
One Comment on “„Während der Periode hat man schlechte Laune. Richtig oder falsch?“”