In ihrer Fotostrecke „Zurückgebliebenes“ besuchte die Fotografin Telja Riechel die Wohnung ihrer verstorbenen Großmutter. Die Bilder spiegeln Empfindungen und Erinnerungen aus ihrer Kindheit im Jetzt wider.
Telja: „Fremd ist das erste Wort, das mir in den Sinn kommt, als ich durch die verlassene Wohnung laufe. Der alte Dielenboden ächzt unter meinen Füßen. Die leeren Schränke erschrecken mich, dabei habe ich sie vor vier Jahren selbst mit ausgeräumt. Auf den ersten Blick wirkt alles fremd, was mir als Kind so vertraut war.
Mit der Zeit entdecke ich in jeder Ecke Kleinigkeiten, die zurückgeblieben sind und mich an sie erinnern. Die Zinnbecher, mit denen ich als Kind immer spielen wollte, aber nie durfte. Die unzähligen Porzellanteller an der Wand, die Plastikblumen in den vielen Vasen und die Arztterminzettel und Visitenkarten am Notizbrett. Und wieder wird mir einmal bewusst, dass niemand diese Welt verlässt, ohne Spuren zu hinterlassen.“
Telja ist Fotografin und Künstlerin. Ihre Kamera ist ihr Kompass, ihr Werkzeug, mit dem sie ihre Mitwelt erkundet. Sie beobachtet und begegnet, fühlt und verarbeitet, sucht und findet. Fotografie ist für sie eine Brücke, um Distanzen zu überwinden und Zwischenmenschlichkeit geschehen zu lassen. Ein Mittel, um das Fremde in etwas Nahbares zu transformieren.
Ihre Motive spielen mit der An- und Abwesenheit von Menschen. Ihre Bilder wandeln zwischen dem, was man klassischerweise als Portrait bezeichnen würde, und dem erweiterten Portrait. Also der Darstellung eines Subjekts, ohne es selbst abzulichten. Eine Herausforderung, die einen aufmerksamen Blick und sorgsame Motivwahl erfordern.




Alle Fotografien © Telja Riechel „Zurückgebliebenes“ 2020

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